The Ghost and the Darkness

Review aus The Film Music Journal No. 8, 1996

Im Kenia des Jahres 1898 terrorisieren und töten zwei Löwen Arbeiter einer Bahnlinie. Der Ingenieur Patterson (Val Kilmer) erschiesst scheinbar einen davon, doch der Terror kehrt zurück. Mit dem Eintreffen des Jägers Remington (Michael Douglas) und seinen Masai keimt wieder Hoffnung auf. Unter Stephen Hopkins (BLOWN AWAY, 1994) entstand ein bildgewaltiger Film, grandios fotografiert von Vilmos Zsigmond (CLOSE ENCOUNTERS OF THE THIRD KIND, 1977). Dem Film, der teilweise auf einer wahren Begebenheit beruhen soll, war kein grosser Erfolg beschieden, insbesondere in den USA blieb THE GHOST AND THE DARKNESS unter den Erwartungen zurück. Bei Filmmusikliebhabern aber hat der Film wegen Jerry Goldsmith einen Stein im Brett.

Mit afrikanischen Rhythmen und Perkussion beginnt die Musik zu THE GHOST AND THE DARKNESS, während Goldsmith dem Zeitabschnitt, in dem der Film spielt, in seiner Musik (verständlicherweise) keine Beachtung schenkt. Vielmehr untermalt er die grandiose Weite der Landschaft mit fast majestätischen Klängen und den Film als grosses, wenn auch tödliches Abenteuer, agiler in den Spannungsmomenten als seinerzeit mit dem Score zu CONGO (1995), obschon durchaus Parallelen zu hören sind. Goldsmith selber bezeichnet seinen Score als Mischung aus afrikanischem, englischem und irischem Ambiente. Der irische Teil sticht vor allem zu Beginn von «Theme from the Ghost and the Darkness» in den Holzbläserpassagen durch, die an RUDY (1993) erinnern. Afrika zollt er mit den eingangs erwähnten Schlaginstrumenten und unverkennbaren Rhythmen, sowie Gesängen und Stimmeffekten Hommage. Wo sich genau das englische versteckt, konnte ich so aber nicht heraushören. Wahrscheinlich ist es das noble Hauptthema der Hörner, welches an das einstige viktorianische Imperium zu erinnern vermag?

THE GHOST AND THE DARKNESS zeigt eine bemerkenswerte epische, packende Breite und es ist nur verständlich, dass für viele Fans dieses späte Goldsmith Musik durchaus Kultstatus erworben hat. Das Hauptthema ist mitreissend, wie so oft schaffte es Goldsmith hier wieder etwas ganz Besonderes auf das Notenblatt zu kritzeln. Von diesem zerrt die Musik ebenso wie von einigen anshenlichen Actionmomenten und fein gemachter Suspensemusik. THE GHOST AND THE DARKNESS ist in abgerundetes Werk, dem hier mit 39 Minuten aber eindeutig zu wenig Zeit eingeräumt wird – auf die fünf afrikanisch anmutende Songs, die einen Hochseilakt zwischen Tradition und modernen Einflüssen vollführen, hätte man getrost verzichten können.

2015 veröffentlichte Intrada eine hervorragende Doppel-CD von THE GHOST AND THE DARKNESS.

Phil | 1996

 

THE GHOST AND THE DARKNESS

Jerry Goldsmith

Hollywood Records

53:29 | 17 Tracks