Gettysburg (Deluxe)

Review aus The Film Music Journal No. 15, 1998

Ron Maxwells GETTYSBURG (1993) ist irgendwie Synonym für Randy Edelman: Die Musik zu diesem aufwändig gestalteten, historisch genauen TV-Zweiteiler gehört sicherlich zu Edelmans bekanntesten Scores – und das, obwohl seine Musik im fertigen Film oft kunterbunt hin- und hergeschoben oder schlecht aneinander geschnitten wurde. Nun hat Milan eine hübsch gestaltete Box im Sinne von Rhinos BEN-HUR (1959), bestehend aus zwei CDs, einem hochformatigen Booklet und einer feudalen Hülle.

Der Inhalt der ersten der beiden CDs entspricht dem vor rund fünf Jahren erschienen Album des Bürgerkriegsepos. Das wahre Schätzchen ist also die zweite Scheibe, die rund 40 Minuten zusätzliche, bisher nicht veröffentlichte Musik von Randy Edelman enthält und nicht, wie möglicherweise zuvor befürchtet, aus Liedern und Stücken der Zeitperiode vor, aus und um den Sezessionskrieg besteht.

Die zusätzliche Musik fokussiert sich zur Hälfte auf den finalen, schliesslich zum Scheitern verurteilten Angriffs der Konföderierten, auch bekannt als Pickett’s Charge. Während CD 1 äusserst heroisch und entschlossen daherkommt, bleibt CD 2 in gedämpft gehaltenem, bedrückendem Ton. Die aussichtslose Offensive, die stetig vorwärts marschierenden Soldaten, Tod und Vernichtung («Hancock and Kemper are Shot», «Armistead is Hit») aber auch Mut und Verzweiflung, Heimat und Träume («Freemantle & Armistead»).

Edelmans Musik für GETTYSBURG ist pompös orchestral, untermalt mit den für den Komponisten charakteristischen synthetischen Streicherpads. Das heroische Titelthema ist in den USA ein Klassiker geworden, der unter anderem die Olympischen Spiele in Atlanta 1996 ausklingen liess und gar den Superbowl, das grosse Spiel der Football-Saison, begleitete. Mit dieser Deluxe-Edition bietet uns Milan als Randy Edelmans populären Score in satten zwei Stunden, begleitet von einem Booklet, das die Hintergründe der Schlacht und Einsichten in die Entstehung des TV-Films bietet, leider aber so gut wie gar nicht auf die Musik eingeht – und irgendwie visuell wie ein Reiseprospekt rüberkommt. Schade auch, dass Edelmans Komposition nicht chronologisch präsentiert wurde.

Weitaus wichtiger für die Amis als für uns Nicht-Amis ist der abschliessende Track «The Gettysburg Address». Jeff Daniels, neben Martin Shaw, Tom Berenger und Stephen Lang einer der Hauptdarsteller des Films, liest Abraham Lincolns berühmte Rede.

Phil, 1998

GETTYSBURG

Deluxe Commemorative Edition

Randy Edelman

Milan

120 Min.
33 Tracks