Ehrlich gesagt bin ich nicht ganz sicher wie oft der Score veröffentlicht wurde. Ich weiß von einer Promo (1999), evtl. ein Bootleg (2000), einer offiziellen La-La Land Veröffentlichung im Jahr 2012 und Mitte 2019 nun die blaue Jubiläums-Vinyl. Jawohl, der Score wurde auf eine Schallplatte gepresst. Und in Ermangelung eines Abspielgerätes ignorieren wir nun diese Tatsache und konzentrieren uns zur Besprechnung der Musik auf das Promo-Album, welches mit 55 Minuten und 18 Sekunden die längste Spielzeit haben dürfte. Back to the Roots!
Kurz zum filmischen Inhalt: Schwerpunkt der Science-Fiction Parodie ist das Star Trek – Universum. Der Film nimmt nicht nur deren Figuren und Darsteller aufs Korn, sondern auch den Fan-Kult, der gelegentlich religiöse Züge annimmt. Anspielungen an andere Science-Fiction Filme sind reichlich vorhanden und beinhalten zum Beispiel ALIEN (Font der Opening Titles), THE FLY 2 (fehlgeschlagenes Digitizing), THE ABYSS (Transporter-Schleim), BACK TO THE FUTURE (reflektierendes Flux-Feld) und sogar PREDATOR (durch das Kreaturen-Design der Stan Winston Studios).
Die Musik stammt aus der Feder von Komödien-Spezialist David Newman. Der Score ist eigentlich ein lupenreiner Alan Silvestri-Score mit dem klassischen achtziger Jahre Flair. Mal ist es der Chorgesang, der an den ABYSS-Soundtrack erinnert, dann wieder ein nagelneues Motiv, das ähnlich schmissig daher kommt wie das BACK TO THE FUTURE-Thema. Oder auch das Schlagzeug: Entweder actionmäßig wie in PREDATOR oder wieder verspielt wie bei BACK TO THE FUTURE. Nun sollte man annehmen, das sei einfältig: Mitnichten! Newman arbeitet mit dem handwerklichen Rüstzeug eines Silvestris besser, als dieser selbst! Besser ausstaffiert, ein Füllhorn an Themen und mit hohem Tempo lädt der Score zu einer genaueren Betrachtung ein.
Der erste Track («Galaxy Quest: The Classic TV Theme») eröffnet mit einer Fanfare, die Alexander Courages Star-Trek Fanfare aufgreift. Anschliessend beginnt die Musik zu scherzeln und klingt wie die Untermalung eines TV-News-Tickers bzw. wahlweise auch wie das Main-Theme einer amerikanischen Seifen-Oper. Im darauffolgenden «Prologue:Galaxy Quest Clip» gibt uns Newman eine kurze Action-Kostprobe (ab 0:49) in Anlehnung an die Verfolgungsjagden aus PREDATOR. Hier wird man nun richtig hellhörig und man kann sich kaum losreißen, weil man viel zu neugierig ist, was Newman noch so aus dem Hut zaubert.
Wenn «Meet The Thermians» aufspielt, erscheint vor meinem geistigen Auge Doc Brown, der wild gestikulierend seinen Flux-Kompensator erklärt; dann kommen mir im nächsten Moment die Unterwasser-Geschöpfe aus THE ABYSS in den Sinn und Bud fragt sich, welchen Draht er denn mit dem Seitenschneider durchknipsen soll. «Red Thingie, Green Thingie» ist ein ausgewachsener Action-Track: Stechende Streicher-Staccati und Glissandi, die das Herz eines jeden Action-Liebhabers höherschlagen lassen. So gelingt es Newman tatsächlich, was ich mir als Silvestri-Kenner schon mal wünsche: Komik und raue Action in einem Cue, aber beides ein säuberlich nebeneinander wie bei einer emotionalen Achterbahnfahrt. In diesem Stil zeigt sich auch «Battle» (Track 24), nur stellenweise noch etwas bissiger und gemeiner als «Red Thingie, Green Thingie», da dissonante Klänge verwendet werden.
Damit kein Missverständnis aufkommt: Das alles ist gut so, denn Newman kann es und ist sich seiner Sache sicher. Mal kitschig, mal überschwänglich präsentiert er seine Goldsmith-mäßigen Melodien-Paletten im stilistischen Rahmen einer Silvestri-Mainstream-Komposition. Zum schon angesprochenen Jubiläum ist übrigens bei Amazon Prime eine mittelmäßige Dokumentation zum Film erschienen. Frisches Futter also für alle Fans.
Oliver, 26.1.2020
GALAXY QUEST
David Newman
Promo
55:18 Min.
31 Tracks