Das Drama Free State of Jones (2016) von Regisseur Gary Ross erzählt die Geschichte eines desillusionierten Deserteurs, welcher während des amerikanischen Bürgerkriegs zusammen mit anderen Desserteuren eine Milizarmee gründet, um gegen die brandschatzenden, mordenden Truppen der Konföderation zu kämpfen. Toll besetzt und mit starken Bildern zieht der Film den Zuschauer mitten hinein in den von Rassismus und Kriegsgräueln gebeutelten Süden der Vereinigten Staaten der 1860er Jahre. Die Filmmusik stammt von Nicholas Britell, welcher nach der Vertonung von The Big Short (2015) auch für Free State of Jones mit ruhiger, atmosphärischer Musik aufwartet.
In Anbetracht des teils epischen, dramatischen Stiles des Films ist man ob der Intimität und Kargheit von Britells Musik anfänglich wohl eher ernüchtert und man wünscht sich hören zu können, was für einer Musik Howard Shore, welcher ursprünglich als Komponist verpflichtet wurde, hierfür geschrieben hätte. Doch mit wiederholtem Hören entwickelt Britells Musik eine absorbierende Atmosphäre. Das kleine Ensemble bestehend aus zehn Musikern (inkl. Britell selbst am Klavier) schafft mit den Fidel-, Gitarren-, Mandolinen-, Klavier- und Saxophon-Darbietungen, wenigen Perkussionsakzenten und synthetischen Effekten eine eindringliche Südstaatenatmosphäre. Die Musik erweckt Sehnsucht, Trauer, Nüchternheit und Melancholie zugleich. Besonders das Stück „The Free State of Jones“ vereint diese Attribute auf sich, während „Perfect Charity“ für einen kurzen Moment unternehmungslustige und zuversichtliche Stimmung aufkommen lässt.
Die Musik zu Free State of Jones trumpft nicht mit markanten Themen, sprühender Energie oder dramatischem Pathos auf. Damit dürfte sie wohl schnell (voreilig) als wenig packend im Regal verschwinden. Doch wenn man in der Stimmung ist für eine Art nüchternes Requiem für Kleinbesetzung und mit hypnotisch ruhigem Klangfluss, dann klingt der gut 30-minütige, ruhige Score passend an. Die Melancholie wird am Ende des Albums vom Song „I’m Crying“, geschrieben und gesungen von Lucinda Williams, perfekt abgerundet. Ihr ruhig vorgetragenes Trauerlied fügt sich nahtlos in die Klangwelt von Britells Score ein (er war auch am Arrangement des Songs beteiligt). Alles in allem keine „bespassende“ Musik, aber ein stimmungsvolles, berührendes Mahnmal für ein grausiges Kapitel in der amerikanischen Geschichte.
FREE STATE OF JONES Nicholas Bitell Sony Music 34:38 Min. / 18 Tracks
Schreib einen Kommentar