Forrest Gump

Review aus Newsletter No. 3, 1994

Eine weitere grosse Überraschung des Jahres. Alan Silvestri, den ich wohl am ehesten mit stampfenden Actionrhythmen in Verbindung bringe, gewährt uns in der vierten Dimension des Films FORREST GUMP einen immens wichtigen Einblick, was den Titelhelden anbelangt. Es erscheint mir bezeichnend, dass gerade Komponisten wie Danny Elfman und hier Alan Silvestri die Pauke mit dem Piano wechseln, und somit ihr Können unter Beweis stellen. Obwohl nichts an einem Actionscore auszusetzen ist (ich liebe RICOCHET und PREDATOR 2 von Silvestri), erlaubt eine dezent orchestrierte, dramaturgisch tiefer gehende Arbeit die Darstellung der Einfühlsamkeit eines Komponisten. Natürlich erinnere ich mich mehr als gerne an BACK TO THE FUTURE III, an «Claire’s Theme», und was für ein Gewicht es dem Score verliehen hat. Und das gleiche hat Silvestri mit FORREST GUMP vollbracht, nur eben noch zarter.

Auch wenn «The Crimson Gump» nichts mit meiner Aussage zu tun haben scheint, hört genau hin. Hört ihr es? Ja, ganz weit weg. So leise. So still. Das meine ich. Die Umsetzung von Drama, wie wir sie in FORREST GUMP finden, erlaubt dem Komponisten sich zu bewähren. «I Ran And Ran», ist Vorahnung pur. Wir fühlen, dass etwas Besonderes passieren wir – nur was? Und immer wieder hilft uns das Klavier weiter. «I Ran And Ran» findet keinen gloriosen Abschluss, das ist auch gar nicht nötig. Alleine die Präsenz des Gedankens, dass dieses Etwas passieren wird, ist genügend. Wir lassen unserem Vorstellungsvermögen freie Hand.

Sogar das reingerutschte «Jesus On The Main Line» passt irgendwie dazu. In seiner Einfachheit fällt es nicht auf, unterstützt jedoch, was bei so vielen anderen Songs (man vergleiche «Original Sin» von Taylor Dayne in THE SHADOW, welche uns die Boxen mit ihrem Lied kaputt schreit) sonst der Fall ist. Habt ihr gemerkt, wie einfach der Übergang von «Jesus On The Main Line» zu «That’s My Boat» ging? Kein Aufatmen notwendig, rund und geschmeidig. Und wir gelangen – nach einer ausgewogenen musikalischen Reise – zum Schluss. «Suite From Forrest Gump». Das einzige Stück, welches meines Wissens auf der ominösen, mit Songs vollgestopften Doppel CD auch vorhanden ist. Ein letztes Mal schwingt sich die Musik auf, wir als Hörer werden quasi mit in die Luft gehoben… und fliegen… davon.

Steve  |  1994

FORREST GUMP
Alan Silvestri
Epic soundtrax EK 66430
39:15 | 21 Tracks