In der Phase entstanden, in denen Poledouris SWITCHBACK (1997) STARSHIP TROOPERS (1997), LES MISÈRABLES (1998) komponierte, schrieb der Komponist die Musik für einen Sam Raimi Film, der so ganz anders war, als wir es vom Regisseur von EVIL DEAD (1981) und DARKMAN (1990) gewohnt waren. Ein romantischer Film angesiedelt im Baseballmilieu mit Kevin Costner als Pitcher, Kelly Preston als dessen Freundin, John C. Reilly als Catcher, Brian Cox, J.K. Simmons in weiteren Rollen. Trotz gutem Cast (Costners Stern war damals allerdings bereits leicht im Sinkflug), blieb der Film an den Kinokassen unter den Erwartungen – und dieses Mal konnten auch die internationalen Kinostarts wenig helfen, Baseball ist bei uns nach wie vor ein schwieriges Filmtummelfeld. Je nach Quelle soll das Budget $50 oder $80-Millionen betragen haben. Toll fotografiert von John Bailey (SILVERADO, THE ACCIDENTAL TOURIST) erzählt FOR LOVE OF THE GAME vom letzten Auftritt eines Pitchers der Detroit Tigers, der sich weigert, getraded zu werden und so seine Karriere gegen die New York Yankees beenden will. In Flashbacks zwischen den Pitches erinnert sich Costner an seine Beziehung zu Jane (Preston) und deren Tochter.
Basil Poledouris, der eigentlich 1990 DANCES WITH WOLVES für Kevin Costner hätte musikalisch betreuen sollen, dann aber wegen Terminkonflikten den Film seines guten Freunds John Milius, FLIGHT OF THE INTRUDER (1991 – nicht auszudenken wohin Poledouris’ Weg geführt hätte, hätte er DANCES gescored), vorzog, schrieb einen vielseitigen Score für FOR LOVE OF THE GAME, der üppig orchestrale Momente, die ein Baseballfilm einfach braucht, ebenso bedient wie rockigere, E-Gitarren lastige aber auch feinere Passagen für Soloinstrumente wie Klavier und akustische Gitarre. Lange Stücke wie «Last Pitch» und «No Hits» profitieren dabei von Poledouris’ Americana Stil und seiner Fähigkeit, ausführliche, lange Themen zu schreiben. Für die Liebesbeziehung schrieb Poledouris kleinere, intimere Stücke, ohne sich auf ein eigentliches Liebesthema zu konzentrieren, manchmal nur für Klavier/Gitarre oder für ein kleineres Ensemble mit Holz, Trompete, Streicher und den eben erwähnten. «Main Theme» steht dabei einerseits für Kevin Costners Billy, aber auch für Baseball per se, die Grösse und das so Amerikanische dieses so amerikanischen Spiels, das kaum ein Europäer wirklich versteht.
Es ist die gute Mischung, die FOR LOVE OF THE MONEY speziell macht, doch sind es insbesondere die grossen Momente des Films, die Poledouris vortrefflich zu untermalen versteht, die herausstechen. Dabei profitiert der Score zweifelsohne von der ausschweifenden Dauer der Varèse Club Scheibe, ersetzt diese doch die alte, mit 33 Minuten viel zu kurz ausgefallene Disc aus gleichem Hause (damals erschien, wie so oft, auch eine Song-CD u.a. mit Roy Orbison, Steely Dan, Lyle Lovett, Shaggy und sogar einem Stück, «Suite» genannt, von Poledouris). Immerhin knapp 79 Minuten Basil Poledouris, inklusive dreier nicht im Film zu hörender, aber auf der CD enthaltener Tracks («New York», «Torn Dollar Bill», «For Love of the Music»), bekommen wir nun serviert, für Fans des viel zu früh verstorbenen und oft unterschätzten Komponisten ganz sicher ein Muss – ganz besonders bei einem so schönen Score wie FOR LOVE OF THE GAME.
Phil | 30.07.2024
FOR LOVE OF THE GAME
Basil Poledouris
Varèse Sarabande Club
79 Min. | 35 Tracks
Limitiert auf 2000 Stück