Labels schmücken sich seit einigen Jahren ja gerne mit Superlativen wie „expanded“ (4 Jahre später dann “complete”), „konnten auf das Urpsrungsmaterial zurückgreifen“, „Supersound“ und naja, „limitiert“. Wie viel limitiert wirklich wert ist haben die letzten Monate gezeigt (FSM anyone?) und dass besserer Sound manchmal nur subjektiv ist, das ist wohl auch unbestritten. Intrada jedenfalls schmeisst nun mit First Blood einen der Feinsten Jerry Goldsmith Actioner erneut auf den Markt. Als 2CD Set im inzwischen allzu oft verwendeten Originalscore+Album-Kleid (= plus ein paar Dollar mehr, oder so).
Die vorliegende Version, die als Score-CD (Nr. 1) an sich nur wenig länger ist als die bisher bekannten CDs (die 1988er Intrada-CD wurde um den Track No Power erweitert) aber nun die gesamte Komposition enthalten soll, profitiert von zwei grundlegenden Änderungen: 1. Ist der Score in chronologischer Reihenfolge erhalten, was ihm an dramaturgischem Gehalt deutlich eins draufsetzt, ausserdem fallen damit die nicht immer gelungenen Schnitte in der Goldsmith/Album-Version weg, die zum Teil und vor allem in den Actionstücken nicht über alles erhaben waren. 2. Ist die Tonqualität eine klare Steigerung gegenüber den bisherigen Versionen, noch nie hat First Blood so gut geklungen wie hier.
Nicht immer profitiert ein Score von den oben erwähnten Massnahmen, aber immer öfter zeigt sich (so auch zuletzt im Falle von Outland oder Patton), wie erfolgreich und wertvoll sie sein können.
Über den Score Worte zu verlieren ist eigentlich müssig, zählt First Blood doch zu den feinsten Actionscores aus der Feder von Goldsmith, ausgestattet mit einem wunderschönen Hauptthema für den desillusionierten Helden (It’s a Long Road), intoniert von einer wundervollen Solotrompete und kristallklaren Violinen. Es ist eines der ergreifendsten Hauptthemen von Goldsmith und seine Ausführung hier ist ganz besonders schön – ich mag sogar die Songversion, gesungen von Dan Hill.
Natürlich bietet First Blood eine Fülle an packender Action- und Spannungsmusik. Diese ist ausgehend von einem Fünf-Noten-Motiv, das John Rambos militärischen Hintergrund unterstreicht, gestaltet. Kraftvolles Blech und knackige Perkussion treiben Rambos Einzelkampf in pfeffrigen Stücken wie The Razor oder Mountain Hunt voran. Sie bestechen durch Komplexität in der Gestaltung und der Orchestration, etwas was Goldsmith bei den beiden Sequels weniger gut gelang (gut, man könnte auch sagen, kein Wunder bei der Qualität der grässlich patriotischen Macho-Nachfolgefilme).
Wer mit den mit viel Elektronik durchsetzten Rambo-Nachfolgern von Goldsmith weniger klar kommt, dem sei First Blood unbedingt empfohlen. Dessen Anteil an elektronischen Beigaben ist deutlich geringer, die Actionmomente orchestral energiegeladen, mit viel Punch und Kraft. Schlicht und einfach grossartig und in dieser Form unbedingt empfohlen.
CD 2 hält nebst der Standardalbumversion ein paar kleine Bonbons bereit, so zB. die um einiges synthetischere Trailermusik für das Sequel mit ihren auffälligen Simmons electronic drums. Ganz okay ist ausserdem das Booklet, auch wenn Douglass Fakes Selbstprosa fast kein Ende findet, aber wollen wir bei einer sonst so feinen Veröffentlichung doch mal nicht päpstlicher als Ratzinger sein.
FIRST BLOOD Jerry Goldsmith Intrada MAF 7111 CD1: 45:14 / 19 Tracks CD2: 42:05 / 14 Tracks
Schreib einen Kommentar