Review aus The Film Music Journal No. 26/27, 2001
FINAL FANTASY: THE SPIRITS WITHIN (2001) ist der erste fotorealistische computeranimierte Film, inszeniert von den beiden Japanern Hironobu Sakaguchi und Motonori Sakakibara mit den Stimmen von Alec Baldwin, Steve Buschemi, Ving Rhames, Donald Sutherland, James Woods und Ming-Na Wen.
Allen, die mit Goldenthal vorwiegend schwierige, unzugängliche oder «lärmige» Musik in Verbindung bringen, sei vorweggesagt: FINAL FANTASY: THE SPIRITS WITHIN bewegt sich eigentlich in keine dieser Richtungen. Einerseits ist der Score eine seiner empfänglichsten Arbeiten seit dem grossartigen MICHAEL COLLINS (1996), andererseits sei hier schon mal auf Track 5 «The Kiss» verwiesen: Ruhige, emotional getränkte Klänge vom Klavier, die man Goldenthal nicht unbedingt zuschreiben würde, wüsste man nicht, dass er diese komponiert hat. Die weitere Entwicklung des Tracks schaukelt sich schliesslich zu einem wahrhaftigen Crescendo hoch, das den Namen auch verdient. Stücke wie «Toccata and Dreamscapes» sind reichhaltig komponierte Spannungsvehikel, die sich innerhalb des apokalyptisch abenteuerlichen Sogs des Scores hin und her bewegen. FINAL FANTASY: THE SPIRITS WITHIN ist eine Komposition, die Klasse und Können, Stärke und Körper, zeigt.
Nach dem fast Strauss-mässigen «Also sprach Zarathustra» Beginn («The Spirit Within»), ist «Race to Old New York» wohl der Track, der am engsten mit Goldenthals auch schon länger zurückliegender Arbeit, BATMAN FOREVER (1995), zu assoziieren ist – und der Vergleich liegt nicht fern, immerhin bewegen sich beide Filme im Fantasy-Segment (FINAL FANTASY: THE SPIRITS WITHIN ist die Verfilmung eines gleichnamigen und mehrteiligen Spielehits). Aber dankenswerterweise hier ohne cartoonesque übertriebenen Tango-Saxophon-Batman.
Ohne Augenzwinkern also, FINAL FANTASY ist sicher eine von Goldenthals Musiken mit dem grössten mainstream appeal und seien wir froh, dass die Macher des Films sich nicht den einfachsten Weg ausgesucht haben, der da möglicherweise hätte bedeuten können: Songs und Technobeats. Die CD enthält allerdings zwei Songs, die glücklicherweise ans Ende der CD gesetzt wurden. Man kann also fein stoppen, wenn der letzte Goldenthal-Track durch ist.
Ich will dennoch nicht schliessen, ehe ich kurz auf die Goldenthal’sche Komplexität in FINAL FANTASY: THE SPIRITS WITHIN mit dem Wunsch nach mehr hinzuweisen und denen, die noch keinen Zugang zum Werk des Komponisten gefunden haben, aber nicht ungern niveauvolle Genremusik hören, anbieten, sich genau diesen Score, eingespielt vom tollen London Symphony Orchestra, anzuhören. Den mahnenden Zeigefinger all jene zuschwenkend, denen das Gebotene immer noch «zu laut» ist: Es handelt sich um einen effektvollen SF-Fantasy-Film, mit dem mit nur einer Bratsche und einer Handvoll Kochtöpfen eben nicht gedient wäre. Goldenthal, der Wagner der Filmmusik: Deftig, deftig – aber nicht zu deftig!
Phil | 2001
FINAL FANTASY: THE SPIRITS WITHIN
Elliot Goldenthal
Sony Classical
56:31 | 18 Tracks