Review aus The Film Music Journal No. 28, 2002
Zur Abwechslung präsentieren die Herren Morgan und Stromberg mal keine Filmmusikklassiker auf Marco Polo, sondern einen Schwung eigener Kompositionen. Immerhin spielt auch diesmal das Moskauer Symphonie Orchester, nur läuft die CD unter weißer Flagge, sprich: sie ist eigentlich als unverkäufliche Promo-CD gedacht und gelangte im August bei äußerst rationierter Stückzahl zu ausgewählten Händlern (darunter Screenarchives).
Zwar konnte man mit der auch nicht ganz einfach greifbaren CD TRINITY AND BEYOND bereits einige vielversprechende Einblicke in das Werk vor allem Strombergs gewinnen, doch mangelt es einstweilen an Aufträgen für bekannte Hollywoodfilme, so daß man sich eher an den besagten Neuaufnahmen anderer Partituren ergötzt, die in diesem Umfang sicher nicht erscheinen könnten, wenn die beiden Musiker stärker ins Tagesgeschäft involviert wären. Dafür entgeht uns aber auch einiges, wie die vorliegende CD verdeutlicht. Morgan und Stromberg sind ein Team, das sich im Notfall gegenseitig aushilft und stilistisch ein enormes Terrain durchpflügt. In gewisser Weise ist dieser Sampler mit Musik aus sieben Filmen (OTHER VOICES, MUTANT SPECIES, DEMON IN THE BOTTLE, ATOMIC JOURNEY, TRINITY AND BEYOND, THE MEDAL, NUKES IN SPACE) eine stilistische Widerspiegelung der US-Filmmusikgeschichte zwischen Bernard Herrmann und Danny Elfman.
33 Tracks folgen einander nicht etwa in geordneten Suiten, sondern lassen die Filme Filme sein. Ihre Sequenz bedient vielmehr die Hörerwartungen an einen abwechslungsreichen Filmscore in optimierter Weise. Da hört man eine fast schon zu ernste Hommage an die Herrmannschen Klarinettenelegien («Devastation»), schwenkt hörend über zu den Blechblaskonvulsionen eines John Williams («Perilous Sea») und landet im Elfmanschen Kiesbett («Atomic Journeys»). Auch Poledouris, Prokofiew und Horner grüßen kurz, und alles in allem dämmert irgendwann das Gefühl, in einem zeitgenössischen Harryhausen-Abenteuer zu stecken.
Da kann man natürlich auch meckern und nachfragen, ob denn Stilimitationen die einzige Qualität der Musik ausmachen. Zweifelsohne fehlt den Stücken der durchgehende Stil, strenger gesagt: eine individuelle musikalische Stimme geht beiden Komponisten weitgehend ab. Allerdings zeigen sie auch in weniger nacheifernden Stücken wie «Other Voices» und «Metamorphosis» ihre handwerkliche Klasse. Morgan und Stromberg begeistern sich von jeher für den vitalen Orchesterstil seit Korngold und Steiner, und diese Emphase haben sie in alle Stücke hinübergerettet. Deshalb ist dieses Album vor allem für jene Filmmusiksammler Pflicht, die sich weniger für innovative als für farbenprächtige Orchesterspiele interessieren. Kaum vorstellbar, vom abschließenden Abenteuerintermezzo «Demon in the Bottle» nicht gefesselt zu sein. Es hätte dem MUMMY-Sequel spürbar auf die Beine geholfen.
Alles in allem eine der Überraschungen des Jahres, und diese Freude muß sich doch irgendwie abbilden lassen. Greifen wir kurzum zu einer Monatskategorie der Zeitschrift Stereoplay und nennen die CD: „Die Besondere».
Matthias | 2002
FILM MUSIC
John Morgan & William Stromberg
Promo
72:00 | 33 Tracks