Ja, es geht um Baseball in diesem Fantasy-Film von 1989, aber man muss kein Fan der uramerikanischen Sportart sein, um FIELD OF DREAMS etwas abgewinnen zu können, denn im Kern geht es um aufrechte Amerikaner, die auf ungewöhnliche Weise eine zweite Chance zur Verwirklichung ihrer Lebensträume bekommen. Deswegen wird dieser mittlerweile zum Kult avancierte Streifen auch gerne mit Frank-Capra-Klassikern verglichen, die auf ähnlichen Themen fussen. IT’S A WONDERFUL LIFE kommt da spontan in den Sinn.
Ein paar Worte ist sicherlich die erlesene Besetzung wert, die teils reale, teils fiktive Personen verkörpert. Da ist einer auf dem Weg zum Superstar (Kevin Costner), während ein anderer, ganz Grosser seiner Zunft in einer leider eher knapp bemessenen Rolle seinen Kinoabschied gibt (Burt Lancaster). Und auch der stets gern gesehene James Earl Jones hinterlässt einen bleibenden Eindruck.
Sentimentalität, Drama, aber auch Humor prägen den Film von Phil Alden Robinson, der als Regisseur nicht gerade allzu produktiv ist, drehte er nebst ein paar TV-Arbeiten von 1987 bis dato gerade mal fünf Kinofilme, deren zwei aber sehr beliebte Scores von James Horner enthalten: FIELD OF DREAMS und SNEAKERS.
Und Horner, hier im vorwiegend feinfühligen Modus, trägt massgeblich bei zum Zauber, den FIELD OF DREAMS ausstrahlt. Die Handlung kurz umrissen: Der Farmer Ray Kinsella (Costner) baut auf Ratschlag einer geheimisvollen Geisterstimme, die scheinbar nur er hören kann, auf seinem Land ein Baseball-Feld, auf dem sich alsbald Shoeless Joe Jackson (Ray Liotta) einfindet, ein populärer Baseballer des frühen 20. Jahrhunderts, der nach einem Wettskandal 1919 zusammen mit sieben weiteren Spielern lebenslang gesperrt wurde. Nach einigen Irrungen und Rückschlägen, die zunächst auch den Schriftsteller Terence Mann (Jones) betreffen, den Ray für sein Projekt gewinnen will, kommt es für ihn zum emotionalen Höhepunkt, als plötzlich sein verstorbener Vater auf dem Feld auftaucht.
Warmherzige Emotionen, behutsame Americana und verträumtes Ambiente bestimmen weiträumig das Klangbild dieses Scores. Nebst speziellen Effekten von Panflöten und Synthesizern ist insbesondere das Wirken von Piano, Waldhorn und Gitarre hervorzuheben. Es gibt aber auch handfestere Momente wie von der E-Gitarre geprägte Klänge im Bereich von Pop, Bluegrass und Irish Folk oder Bigband-Nummern, deren Bearbeitung Horner einmal mehr dem Altmeister des Genres, Billy May, überliess.
Aber wem erzähle ich das? Nicht nur der Horner-Connaisseur wird mit dem 1989er-Album bestens vertraut sein, das mit seinen recht spendablen 51 Minuten den Score zufriedenstellend abdeckt und auf der nun erschienenen Edition von La-La Land standesgemäss mitgeliefert wird. Im Vergleich dazu ist der «Expanded Original Soundtrack» keine 10 Minuten länger. Er ist chronologisch aufgebaut und ersetzt ein paar Albumtracks mit (teils kürzeren) Filmversionen. Es ist ein bisschen mehr Swing zu hören, der zwar die dramatische Architektur der Musik nicht mitträgt, aber für einige Farbtupfer zwischendurch besorgt ist. Der Rest der Neuzugänge setzt sich aus eher kurzen Tracks zusammen, die praktisch allesamt den verträumten, surrealen Bereich abdecken.
Horners Musik ist auch ausserhalb des Films von hoher Wirksamkeit und deshalb bedenkenlos zu empfehlen. In Kombination mit der liebevollen Präsentation und den erhellenden Liner-Notes von Jeff Bond ergibt dies eine Veröffentlichung, der man schwerlich widerstehen kann. «The Place Where Dreams Come True» ist nicht nur der emotionale Höhepunkt dieses Scores und einer der besten Horner-Tracks überhaupt, sondern auch eine vortreffliche Beschreibung von FIELD OF DREAMS an sich.
Andi | 04.04.2022
FIELD OF DREAMS
James Horner
La-La Land Records
CD1: 59:38 | 27 Tracks
CD2: 51:00 | 13 Tracks
Limitiert auf 5000 Stück