Esther Khan

Review aus The Film Music Journal No. 25, 2001

Der kanadische Komponist gibt sich immer wieder offen für Projekte abseits des Mainstreams. Bedienten THE CELL und THE YARDS das Cinemaxx-Publikum, so ist ESTHER KHAN, die dritte Filmpartitur des Jahres 2000, der Beitrag für einen jener unbeachteten Filme, an denen man um der Sache willen teilnimmt, und nicht des Geldes wegen. Arnaud Desplechin vertilmte eine Geschichte von Arthur Symons, mit Sommer Phoenix und lan Holm in den Hauptrollen, und es verwundert beinahe, daß eine CD erhältlich ist.

Über den Film war nicht viel in Erfahrung zu bringen, außer daß er im London des Jahres 1881 spielt, wovon aber schlichtweg gar nichts in der Partitur zu hören ist. Shore verließ sich diesmal auf ein relativ kleines Ensemble und trachtete danach, «die innere Stimme der Esther mit Musik zu artikulieren», was ihm erst möglich gewesen sei, nachdem ihn der Regisseur intensiv vorbereitet habe. Wie üblich prägen wenige Einfälle die Komposition, die beständig abgewandelt werden, permutieren, jedenfalls aber nicht auf sich selbst aufmerksam machen. Generell kommentiert Shore selten filmische Bilder, sondern schreibt eine in sich konsistente, aber zurückhaltende Musik, die in diesem Fall freitonal gehalten ist und verschiedene Grauzonen innerhalb eines Klang-Farbtons erkundet.

Im Verzicht auf elektronische Verfremdung bleibt der Klang recht durchsichtig und verfügt nicht über die Räumlichkeit, die man anderswo bei Shore antrifft. ESTHER KHAN vermag daher auf CD nicht so zu fesseln wie anderes, ist aber jedenfalls für mich ein typischer 23.00 Uhr-Score, da ich sehr gern spät am Abend das Licht ausschalte und in der Dunkelheit solch feinnervige, sensible Musik auf mich wirken lasse. Nichts für die grelle Mittagssonne. Die nachfolgende Bewertung sucht den Zeitpunkt dazwischen und gilt daher nur für Hörerlebnisse am späteren Nachmittag.

Matthias  |  2001

ESTHER KHAN

Howard Shore

Why Not Productions

40:47 | 25 Tracks