Eraser ist ein recht unterhaltsamer und temporeicher Actionkracher um Vanessa Williams, die trotz Aufnahme ins Zeugenschutzprogramm ihres Lebens nicht mehr sicher ist, da ihr Beweismaterial über illegalen Waffenhandel selbst Regierungsmitgliedern den Kopf kosten würde. Der Streifen bietet nebst ein paar netten Kurzauftritten von James Coburn und James Cromwell vor allem ein erbittertes Katz- und Mausspiel zwischen Arnold Schwarzenegger und James Caan.
Wie es der Zufall will, habe ich diesen Film kürzlich, just zum Zeitpunkt von La-La Lands Veröffentlichung des expandierten Scores, zum ersten Mal gesehen und war angenehm überrascht von der Musik. Während mich das Originalalbum von Atlantic nie interessierte (zu sehr schien mir Silvestri auf Action-Autopilot, und die elektrische Rockgitarre diente auch eher als Abschreckung), bin ich nun das Wagnis eingegangen und von der neuen Scheibe recht angetan.
Natürlich spielt bei der Beurteilung dieser Musik auch der Wandel der Zeit eine Rolle. Was man einst als gängige, durchschnittliche Actionkost verschmähte, nimmt man heutzutage wehmütig schon beinahe als hehre Kunst wahr und selbst die Elektrogitarre ‒ damals noch bei vielen als No-Go für orchestrale Filmmusik verschrien ‒ wirkt aus heutiger Sicht nicht mehr so arg deplatziert.
Thematisch hat Eraser einiges zu bieten und ist für mich deswegen als Hörerlebnis attraktiver als das andere, weitaus populärere Silvestri-Schwarzenegger-Vehikel Predator. Allein schon Schwarzenegger erhält zwei Motive: ein marschartiges A theme und das B theme mit E-Gitarre. Es gibt ein verhalten romantisches Thema für den Vanessa Williams-Charakter, ein witness protection theme, ein danger themeund sogar ein glitzerndes Computerdisk-Motiv.
Silvestri verwendet ein grosses Orchester und für besondere Effekte ein wenig Elektronik. Mit viel Blech und Perkussion, die von militärisch bis lateinamerikanisch reicht, geht es tüchtig zur Sache, wie man sich das von diesem Komponisten in Sachen Action gewohnt ist. Da haben Streicher und Holzbläser wenig Brot und machen bei ihren ungestörten, zuweilen hermannesken Auftritten das Beste aus der Situation.
Bei einer Spielzeit von beinahe 80 Minuten sind Durchhänger, wo musikalisch nicht viel Nennenswertes vonstatten geht, praktisch unabwendbar, und ich habe (noch) nicht überprüft, ob das kürzere Originalprogramm dem entgegenwirkt. Bei diesem fehlen aber zumindest ein paar ganz tolle Cues, wie beispielsweise Need A Lift, wo das sich stetig aufbauende Marschthema durchaus konzertanten Charakter hat, oder die bisher unveröffentlichten oder expandierten, testosterongeschwängerten und gnadenlos vorwärtstreibenden Stücke aus der zweiten Hälfte des Scores, die jeder Fan gut gemachter Actionmusik mit offenen Armen empfangen dürfte.
Ein wenig rügen muss ich La-La Land wegen der Verpackung dieser CD. Ich halte die Produkte des Labels sowieso manchmal für optisch nicht sehr gelungen, aber hier haben sie den Vogel eindeutig abgeschossen. Beim Booklet-Text kann man nicht meckern, aber von Schrift und Layout über Farbgestaltung bis hin zur minderen Qualität der Bilder unterscheidet sich diese Veröffentlichung ansonsten nicht wesentlich von einem professionell gemachten Bootleg. Das dürfte nicht sein, denn das Auge isst/hört ja bekanntlich mit.
Andi, 2.7.2010
ERASER Alan Silvestri Lalaland Records LLLCD 1129 77:18 Min. / 21 Tracks Limitiert auf 3000 Stk.
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