Eloise ist in den USA ein populärer Kinderbuchcharakter. Vielleicht annäherd so wie unser „Schellen-Ursli“ oder der im deutschen Sprachraum bekanntere Michel von Löneberga. Regisseur Kevin Lima, der für Disney den Zeichentrickfilm Tarzan inszeniert hat, war für die „live action“ Umsetzung der Kinderbücher Eloise at the Plaza und Eloise at Christmastime besorgt. Bruce Broughton wurde als Komponist angeheuert.
Für Eloise at the Plaza deutete Kevin Lima in Richtung „Bugs Bunny at the Plaza“ (wie in den Liner Notes nachzulesen ist) und wie wir wissen hat Bruce Broughton mit dieser Art cartoonesker Filmmusik ja schon einige Erfahrung. Filme wie Honey, I Blew Up the Kid, die Roger Rabbit Cartoons oder die Tiny Toons Adventures zeugen von seinem Können in diesem speziellen Genre. Aber Broughton beschränkte sich bei weitem nicht auf einen Cartoon-Score, im Gegenteil.
So einiges was man in Eloise at the Plaza hört, hat einen wunderbar gefühlvollen Anstrich mit einem Hauch Nostalgie versehen. Ich würde den Score eher in die Richtung von Baby’s Day Out platzieren als bei Honey; I Blew Up the Kid. Das New York Ambiente, das Broughton einbindet, ist mit For Love or Money zu vergleichen, ausgestattet mit einem hübschen Thema für Eloise, das sich bestens eignet für komödiantische Einlagen wie auch für warmherzige Momente. Mich erinnerten die sentimentalen Stellen von Eloise at the Plaza an einen meiner Lieblingsscores von Broughton, Miracle at 34th Street.
Für Eloise at Christmastime waren die Voraussetzungen ein wenig anders. Erstens bedurfte es an mehr Musik, zweitens ist die Thematik (Weihnachten) eine besondere Ausgangslage. Zusätzlich basiert Broughton ausgewählte Stellen und Tracks auf Teilen der Nussknacker-Suite von Tschaikowsky (witzig und knuffig gemacht: die „Overture“ mit Eloises Thema über dem Nussknacker oder dem „Danse Russe Trepak“ in „Nanny Rescues Eloise“!). Alles Ingredienzen, die für Broughton nicht neu sind (Miracle, All I Want for Christmas).
Die Länge von 58 Minuten ist für Eloise at Christmastime ein wenig des Guten zu viel, auch weil die Musik deutlicher zwischen lustig-überdreht und nostalgisch-weihnachtlich hin und herschwingt als At the Plaza. Aber eines muss man Broughton lassen, handwerklich ist das einfach wieder allererste Klasse. Auch gelingt es ihm wie in Eloise at the Plaza ein 35-Mann Orchester grösser und voller klingen zu lassen als man sich im ersten Moment vorstellen würde. Wüsste man es auf Grund der Liner Notes nicht besser, man würde es kaum glauben. Hier zeigt sich die gekonnte Auswahl der Sektionen und der ebenso könnerische Umgang damit. Zusätzlich setzt Broughton ein kleineres Ensemble von 9 Musikern ein. Gelungen arrangiert funktoniert das wunderbar und garantiert für einige feine Soloeinlagen.
Eloise at the Plaza/Eloise at Christmastime ist eine hübsche Doppel-CD, die insbesondere jene ansprechen wird, die an Broughton-Werken wie Miracle on 34th Street und For Love or Money aber auch an seinen witzig-quirligen Einlagen Spass haben. Ich wurde jedenfalls angenehm überrascht von beiden Musiken.
Die auf 1200 CDs limitierte Veröffentlichung von Intrada ist übrigens nach wie vor erhältlich.
Phil, 8.3.2009
ELOISE AT THE PLAZA & ELOISE AT CHRISTMASTIME Bruce Broughton Intrada ISE 1009 CD 1: 43:05 Min. / 31 Tracks CD 2: 58:25 Min. / 34 Tracks Limitiert auf 1200 Stk.
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