Review aus The Film Music Journal No. 11, 1997
DONNIE BRASCO (1997) ist ein Film von Mike Newell (ENCHANTED APRIL, 1991), der sich lose an tatsächlichen Ereignissen an den Undercover-Agenten Donnie Brasco, gespielt von Johnny Depp, orientiert, der über seine Freundschaft zum Mafia-Hitman Lefty Ruggiero, fein Al Pacino) die Organisation unterwandert und dabei die Balance zwischen Legalität geht und die Beziehung zu Lefty aufs Spiel setzt. In weiteren Rollen sind Michael Madsen, Anne Heche und Bruno Kirby zu sehen. Newell und Patrick Doyle arbeiteten zuvor bei INTO THE WEST (1992) zusammen.
Mit seiner Musik ist dem schottischen Komponisten erneut ein überzeugender Wurf gelungen. Nicht nur, dass er die tragische Geschichte äusserst subtil und stimmig vertont hat, nein, er blieb auch den gängigen (Mafia-)Klischees aus THE GODFATHER oder modernem, perkussionslastigem Actionscoring fern – DONNIE BRASCO ist allerdings sicher alles andere als ein Actionflick. Gerade durch die Verwendung eines eher kleinen Klangkörpers, verhindert Doyle denn auch ein Überborden in Hollywood gewohntes Dramatisieren. Dass Patrick Doyle in seiner Musik keinen Bezug auf die 70er Jahre nahm, in denen der Film spielt, ist ein anderer durchaus interessanter Kniff. Doyle beschränkt sich auf das Drama mit wohlproportionierten, düsteren Klängen und schafft eine gelungene, bedrückende Stimmung.
Nur selten gibt sich seine Musik der brutalen, auf der Leinwand sichtbaren Realität hin («The Shoot-Out»), doch auch hier verlässt der Score seine gesamthaft geschaffene Atmosphäre nicht, die mich übrigens irgendwie an das schauerlich unberechenbare Gefühl aus Bernard Herrmanns PSYCHO erinnert. DONNIE BRASCO ist ein feinfühliges, beklemmendes Stück Musik, clever gemacht. Ein absolutes Highlight der CD ist nebst «Donnie’s Taken Out» der ebenfalls auf der parallel erschienen Song-CD vorhandene Track «Donnie and Lefty».
Phil | 1997
DONNIE BRASCO
Patrick Doyle
Varese VSD-5834
37:06 | 19 Tracks