Review aus The Film Music Journal No. 20, 1999
Varèse scheint sich weiterhin alles zu krallen, was den Freund lauter und actionbetonter Filmmusik zu begeistern vermag. Auch Rabins Score zu Renny (Megaflop mit CUTTHROAT ISLAND, 1995) Harlins DEEP BLUE SEA (1999) ist beim Filmmusiklabel Nr. 1 gelandet und zu einem 30 Minuten Päckchen verschnürt worden. Eine Gruppe Forscher, die bei Haien eine Möglichkeit sieht gegen die unheilbare Krankheit Alzheimer vorzugehen, gerät in eine arge Bredouille, als die Haie die Station attackieren. Man achte auf überraschend kurze Aufritte so manchen Stars!
Rabin fundiert seine Musik zum dümmlichen Möchtegern-Haischocker auf einer breiten elektronischen Palette, einem deftig gewürzten und manchmal monumental anmutenden Orchester mit langgezogenen, melodisch kurzgehaltenen, verwurzelten Bögen, alles ein bisschen à la ARMAGEDON (1998). Dazu mischt er einen Chor mit Unterwasserästhetik, die ein wenig an THE ABYSS (1989) erinnert, nie aber auch nur in dessen qualitative Nähe kommt. Rabins Hauptthema erinnert an die wuchtigen Werke von James Newton Howard – WATERWORLD (1995) oder THE POSTMAN (1997) kommen in den Sinn. Aber auch ein Hauch CRIMSON TIDE (1995) lässt sich nicht ableugnen, zumindest was die Orchestrationen angeht. Das ausgesuchte Arsenal synthetischer Klänge ist zwar wohlgezielt und effektiv, holt schliesslich aber auch nicht mehr aus der allgemein eher biederen Sauce heraus, die uns Rabin hier bietet. Immerhin enthält DEEP BLUE SEA neben einem epischen Gewand einige deftige Actiontracks wie «Journey» parat, freilich ohne damit Neuland zu beschreiten. Das wollten vermutlich weder Komponist noch Regisseur, auf dessen nächsten Film ich nun nur noch aus einem Grund gespannt bin: Wen wird er sich als nächsten Komponisten angeln? Debney, Trevor Jones, Kamen, Silvestri waren bisher an der Reihe.
DEEP BLUE SEA ist im besten Sinne kurzweilig, ohne Hintergedanken und da und dort durchaus eine spassige Sache. Auf den Film selber kann man getrost verzichten, Harlin setzt hier zumeist auf mittelmässige Darsteller (ein, zwei kleinere Überraschungen, die schneller gehen als kommen), viele Klischees und nicht wirklich gut gemachte Spannung. Das einstige finnische Wunderkind hat es sich somit langsam verspielt in Hollywood.
Phil, 1999
DEEP BLUE SEA
Trevor Rabin
Varèse Sarabande
30:13 Min.
10 Tracks