Dark Angel

Das vorliegende Promo-Album zur SciFi-Serie DARK ANGEL (2000-2002) enthält ausschließlich die Musik der Pilotfolge, und präsentiert sich in knapp fünfzig Minuten, respektive 37 Cues. Im ersten Track («Opening Escape») wird man von Orchesterpräsenz überrascht: Hier hat man wohl auf die Lorbeeren von Serienvater James Cameron vertraut und genehmigte einen aufwändigen (sprich teuren) Serienauftakt. So hat dieser erste Cue zu Beginn das Niveau einer Spielfilmvertonung, weist im Verlauf aber ein eher poppiges Gepräge auf, wohl auch da die Serie von Teenagern bevölkert wird.

Thematisch präsentiert Joel McNeely ein staccatohaftes Hauptthema. Dies ist eingebettet in einem Siebziger-Jahre-Ambiente, verpasst es aber gleichzeitg nicht, modern und zeitgemäß zu klingen. So hat man sekundenweise den Eindruck, THE ROCKFORD FILES (1974-1980) oder THE STREETS OF SAN FRANCISO (1972-1977) zu lauschen, bis McNeely dank Schlagzeug und Oboe wieder in die (Serien-)Gegenwart zurückfindet.

Nach diesem frischen Opening kann McNeely das Niveau halten, obgleich kurze Tracks wie «Flashback» den Hörfluss stören. Kurze Soundeffekteinlagen in einem Höralbum funktionieren selten; solches hätte man ans Ende des Albums verbannen und als Bonustracks ausweisen sollen. Neben dem gelungenen «Opening Escape» gefällt «Bycicle Ride»: Die pulsierenden Rhythmen begleiten Max, wenn sie mit ihrem Rad Pakete ausfährt. Dieser Cue begleitet auch den Abspann jeder Folge.

Track sieben und acht – «Break-In At Logans» und «Max Leaves Logans» – führen musikalisch Logan Cale aka. Eyes Only ein. Beide Tracks könnten streckweise fast von David Arnold stammen. Hierzu vergleiche man die letzten dreißig Sekunden von «Break-In At Logans» mit den damaligen James Bond-Vertonungen von Arnold.

«The Mirror» skizziert mit monotonen Klangcollagen die noch «depersonalisierte» Max und versucht ihr wie ein Spiegelbild zu antworten, ohne dies zu können. Max wird im Fortgang der Serie eine Menge über sich und ihre Bedürfnisse lernen. Weitere hörenswerte Passagen sind «Fencing The Statue», «Max Helps Lauren» und das schmissige wiederum Arnold-esque «Warehouse Rescue», welches an «Opening Escape» anknüpft.

Trotz allen Lobes sind natürlich auch einige Kritikpunkte zu vermerken. An den vielen repetitiven Synthi-Pattern kann man sich schnell satt hören, auch wenn diese zu Beginn reizvoll erscheinen. Thematisch ist die Vertonung eng gefasst. Mit einem markanteren DARK ANGEL Thema hätte man der Serie einen tollen Wiedererkennungswert verleihen können. Desweiteren wären die schönsten Passagen aus der gesamten ersten Staffel zusammengestellt reizvoller gewesen. Denn erst wenn Max und Logan sich näherkommen, läuft McNeely zur Hochform auf. Die vielen zauberhaften Dialoge des Paares werden mit Fingerspitzengefühl vertont und sollten unbedingt veröffentlicht werden. Stattdessen stören Dreissig-Sekunden-Cues, welche die brauchbaren Abschnitte auseinandertreiben und ein flüssiges Hören erschweren. Ursache ist sicher die Art der Veröffentlichung des Albums als Promo.

Fazit: Im Verlauf der Serie haben die Drehbuchschreiber die sympathischen Bezugspunkte immer mehr aus den Augen verloren, und das Universum rund um Max voreilig überfrachtet. Die Musik für die Serie ist McNeely gelungen, während die Produzenten der Promo-CD kein glückliches Händchen hatten.

Oliver  |  16.11.2023

 

DARK ANGEL
Joel McNeely
Promotional release
52:15 | 37 Tracks