Review aus The Film Music Journal No. 13/14, 1998
Eigentlich fängt für mich der Score erst mit dem zweiten Track («Marco’s Homecoming») an. Das Hauptthema ist zwar bereits in «Venice Proud And Pretty» vorhanden, jedoch nicht so voller Leben und – wage ich es zu sagen? – Frechheit. Reich orchestriert und getragen von ausschweifenden Streichern («The First Kiss» – «Veronica’s Theme») wächst die CD von Track zu Track. Still und scheu, die Gefühle nicht verletzend, aber dennoch passiert es: «I Can not Marry You» ist so zurückhaltend wie «Job Training/The Library» erfüllt ist von einem zwinkernden Übermut. Wir werden getragen von einem Heer an Streichern, die Holzbläser bilden eine weitere Flanke. Das Main Theme fliesst in ein kurzweiliges Stakkato bevor dieses langweilig und mühsam wird. «The King Of France» bietet, in der zweiten Hälfte der CD, die nötige königliche Souveränität. Pauken und Streicher sowie Flöten markieren die Wichtigkeit der Person, verwandeln das eigene Zimmer für kurze Zeit in den Audienzsaal eines Monarchen.
Schon bald aber wechselt die Stimmung, Unmut und Misstrauen machen sich breit. Die Streicher werden düsterer, die Perkussion bleibt ganz aus. Und wieder taucht «Veronica’s Theme» auf, hineingewoben in diesen Teppich – und dem Ganzen einen Lichtblick verleihend. Episch weit und schwingend beginnt «Marco Goes To War». Das Orchester unter der Leitung von George Fenton selbst ist nicht weniger dramatisch als Joel McNeely mit seiner Interpretation von John Barrys OUT OF AFRICE. Schon bald setzen aber die Gefühle ein. Flöten und Holzbläser bestimmen den Takt über den Streichern. Der ganze Schmerz und der mögliche bevorstehende Verlust werden zum Ausdruck gebracht.
Nicht minder verhalten beginnt «The Plague/Veronica’s Arrest». Wir hören kurz eine Anspielung auf «Veronica’s Theme», schon bald aber wird dieser bekannte Markstein durch einen trägen Schmerz und der schlimmen Tage, die da folgen, ersetzt. Voller Melancholie erleben wir diesen Track, fühlen uns einer Elegie beiwohnend. Und dennoch gibt es da eine innere Kraft, welche uns stützt und nicht loslässt. Zum Schluss rundet «The Verdict/End Titles» diese Aufnahmen ab. Ruhig und gefasst treten wir vor den Richter und sehen dem gefassten Urteil ins Auge. Oboen und weitere Holzbläser stimmen zusammen mit den Streichern zu einer triumphierenden Melodie an. «Veronica’s Theme» ist Bestandteil dieses Cues, der nach kurzer Zeit in die «End Titles» umschwenkt.
Steve | 1998
DANGEROUS BEAUTY
George Fenton
Restless
67:12 | 24 Tracks