DAD (1989) ist ein Film des damaligen Hit-TV-Machers Gary David Goldberg, der mit der Sitcom FAMILY TIES (mit Michael J. Fox) von 1982 bis 1989 einen Lauf mit insgesamt sieben erolgreichen Seasons hatte. Mit der Tragikomödie DAD inszenierte Goldberg seinen ersten von nur zwei Kinofilmen.
Als John (Danson) Tremont erfährt, dass seine Mutter (Dukakis) nach einem Herzinfarkt im Spital liegt, fliegt er sofort nach L.A., wo er für seinen Vater, Jake (grossartig: Lemmon), wie gerufen kommt. Dieser ist ohne Ehefrau so gut wie hilflos. Im Verlaufe des Films kommen sich Vater und Sohn näher als je zuvor und auch das Verhältnis von John zu seinem Sohn (Hawke) verändert sich zum Besseren, dann aber wird Dad krank. Goldberg versammelte, durchaus autobiografisch angehaucht, mit Jack Lemmon, Ted Danson, Olympia Dukakis, Ethan Hawke und Kathy Baker (sowie in einer kleinen Rolle Kevin Spacey) einen erstaunlichen Cast, produziert von Steven Spielbergs Amblin Entertainment. Der Film war nur mässig erfolgreich.
James Horner war 1989 kein Unbekannter bei Amblin, hatte er doch zuvor die Musiken zu AN AMERICAN TAIL (1986), *BATTERIES NOT INCLUDED (1987) und THE LAND BEFORE TIME (1988) komponiert. 1989 war eines der damals üblichen, geschäftigen Jahre Horners mit den dabei erausstechenden FIELD OF DREAMS und GLORY. Mit DAD traf Goldberg auf den richtigen Komponisten für sein Familienstück. Horner war der Filmmusiker, der mit Emotionen umzugehen wusste und wie kaum ein anderer Gänsehaut und ja, durchaus auch die ein oder andere Träne beim Zuschauer hervorzaubern konnte.
DAD wurde 1989 von MCA als LP und CD veröffentlicht, es war eine der letzten Schallplatten, die ich mir kaufte, ehe es alsbald nur noch die silbernen Minischeiben zu kaufen gab. Quartet Records ist mit DAD ein weiterer Coup gelungen, das spanische Label hat eine Doppel-CD mit Score plus alternativen Tracks sowie auf CD 2 das alte Programm herausgebracht. Dazu legt Quartet ein 20-Seiten Booklet mit guten Notes von Deniz Cordell bei (in Minischrift: Lupe aus der Schublade nehmen!).
Horner schrieb einen kleinen, feinen, gefühlvollen Score für Holzbläser, Streicher, Harfe, E-Piano, Klavier und Synthesizer. Die Oboe und Klarinette werden oft als Soloinstrument begleitet von Streichern eingesetzt. Diese spielen eines der Themen des Scores, meist mit dem Innenleben der Protagonisten in Verbindung gebracht. Zu hören ist es unter anderem «The Greenhouse». Das andere Thema derweil wird zumeist vom Klavier vorgetragen, so zum Beispiel im nicht verwendeten «Main Title» (CD 2) oder «Saying Goodbye». Die Synthesizer wiederum verwendet Horner, wie im für den Oscar® nominierten FIELD OF DREAMS bereits verwendet, als träumerisch-ätherisch fliessende Klangfolgen, im Film sind diese jedoch nicht oft zu hören. Ein weiterer auffallender Teil sind die jazzig verspielten «I Think it’s White» oder «Mopping the Floor» – u.a. mit den unvermeidlichen Steeldrums – ein Sound den Horner schon desöfteren verwendet hatte. Da Horner, als es zu Anpassungen kommen sollte, bereits mit GLORY zu tun hatte, holte er Jay Gruska an Bord, der bereits bei COCOON (1985) mit Horner arbeitete. Gruska nahm sich dem Track «Dad» an, der damals als mögliche Single angedacht war, und stattete diesen mit einer leichten Rhythmussektion und Sopransax aus.
Pièce de réstistance von DAD ist «Goodbyes», das nochmals die Themen und Emotionen des Scores vereint. Ein wundervolles Stück, von dem man beinahe nicht genug kriegen kann und ja, das auch manipulativ (und das im besten Sinne) unterwegs ist, sei es in der 8:32 Minuten langen Film- oder der 9:09 Minuten dauernden Albumversion. Sicher, DAD klingt vertraut und ist unmissverständlich ein James Horner Score jener Zeit. Die Orchestrationen, die Themen, die Wärme, Herz und Empathie sind Horner pur. Wenn er für kleine Familienfilme komponierte, war Horner tatsächlich unvergleichlich.
DAD ist ein kleines Meisterstück, das zwischen dem mächtigen GLORY und dem erfolgreichen HONEY, I SHRUNK THE KIDS (1989) beinahe unbemerkt gekommen und gegangen ist – zum Glück erinnert uns Quartet nochmals an diese wundervolle Musik.
Phil | 12.01.2024
DAD
James Horner
Quartet Records
CD 1: 67:14 | 22 Tracks
CD 2: 39:16 | 10 Tracks