Review aus The Film Music Journal No. 19, 1999
Sicherlich zählt Carter Burwell in seiner Funktion als Filmkomponist zu den wichtigsten Hollywood-Musikern der Gegenwart, und besonders seine jüngeren Partituren zu FARGO, CONSPIRACY THEORY und SPANISH PRISONER trugen erheblich zur Wirkung der Filme bei. Auf CD gepreßt, verliert sich ihr Reiz allerdings rasch, denn Burwells Vorliebe für konventionelle Floskeln, Gesten und Figurationen wird in der Regel weder durch melodische Anmut noch instrumentale Finessen aufgefangen. Gerade an seinen Werken ließe sich daher die Kontext-Gebundenheit von Filmmusik zeigen.
THE CORRUPTOR allerdings gewinnt durch seine ausgetüftelte Klangfarbenpalette und vorwärtstreibende Rhythmik erheblich an Wirkung. Burwell wirft gern die Rhythmusmaschine an, holt sich diverse Flöten- und Zupfinstrumentvarianten hinzu und drängt mittels Nachhall und elektronischen Deformationen der Tonhöhen zu enormer räumlicher Weite. Sein einziges melodisches Fragment, in den meisten Cues kurz aufscheinend, gehört zum Fundus der Leidensrhetorik, und insgesamt gefällt vor allem der unprätentiöse Ernst einer Partitur, die häufiges Wiederhören bei aufgedrehtem Dynamikregler empfiehlt.
Matthias | 1999
THE CORRUPTOR
Carter Burwell
Varèse Sarabande
42:53 | 18 Tracks