Jerry Goldsmith Intrada Special Collection Volume 170 29:24 Min. / 15 Tracks Limitiert auf 2000 Stk.
Will man auf die ersten Kinofilmmusiken des Jerry Goldsmith zurückgreifen, blieb einem entweder nur der Griff zu einem Bootleg oder es gab bis anhin keine Veröffentlichung. Bei Black Patch und Face of a Fugitive geht man (bisher) leer aus, zu City of Fear gab es eine nicht wirklich toll klingende Delphi-Piraten-CD, die mit Goldsmiths Score zur Dokumentation The General with the Cockeyed IDgekoppelt war. Natürlich verschweigt Douglass Fake die Existenz dieser Disc, wie üblich bei den Amis, für die Bootlegs gleichbedeutend mit nichtexistent sind, selbst vor dem geistigen Auge.
Im film noir Stil der 40er Jahre wird in diesem erst zweiten Filmprojekt des Komponisten aus dem Jahr 1958 die Story eines Gauners erzählt, der mit dem Diebstahl eines geheimnisvollen Zylinders den grossen Coup gelandet zu haben glaubt. Anstatt des vermeintlichen, Geld bringenden weissen Pulvers befindet sich in dem Gefäss jedoch hoch radioaktives Material. Während die Polizei dem Dieb auf die Spur zu kommen versucht, siecht dieser langsam dahin, ohne zu ahnen was im Zylinder ist.
In City of Fear bekommt man so einiges zu hören, das Goldsmith durch seine vielen kommenden Filmmusiken begleiten wird. Etwas was mir dabei besonders ins Ohr sticht, sind die perkussiven Elemente, die an das Segment „Time Out“ aus The Twilight Zone-The Movieerinnern, so zu hören etwa zu Beginn von und während Track Down oder in Montage #2 (ca. 1:00). Das spannende an der Musik sind effektiv die effektvoll eingesetzten Orchestrationen (3 Celli, 1 Bass, Querflöte, 2 Klarinetten, Bassklarinette, Fagott, 3 Hörner, 2 Trompeten, 3 Posaunen, Harfe, Klavier – von niemand geringerem als John Williams gespielt – und 3 Mann für das Schlagwerk), die Intensität, die Goldsmith mit dem kleinen 22-Mann Ensemble erreicht und die spannungsgeladene Stimmung.
Mit Get Away/Main Title taucht Goldsmith sogleich in die Atmosphäre der Musik ein. Dabei ist insbesondere der Teil, der den schleichenden Tod des Antihelden anspricht (Main Title) für einige folgenden Stücke von Wichtigkeit. Diese von Holzbläsern, Glocken und Harfe dominierte Stimmung ist zum Beispiel in The Facts oder You Can’t Stay und in weitaus packenderer Weise in End of the Road zu hören. Desöfteren setzt er auch einen pulsierenden, Uhrwerk ähnlichen Effekt ein um die ablaufende Lebensuhr des Protagonisten zu symbolisieren.
In Roadblock etabliert Goldsmith Action und Suspense, vom einführenden Get Away ausgehend und in Montage #1 mit der versammelten 22er Mannschaft variierend – und in der Tat klingt das Orchester grösser, als es ist. In Sachen Actionmusik sind Track Downund End of the Road mit agressiven Blechbläsereinsätzen und der vordergründigen Perkussion ausgestattet.
Manchmal verbindet er beide Elemente in einem Track, Montage #2oder Taxicab.
Ein Jazzambiente schafft Goldsmith für einen weiteren Charakter, Hallon, das in Tennis Shoes, The Shoes und zum Ende von Taxicab zu hören ist. Dramatischer wird es zu Beginn von Search mit dem kleinen Streicherensembles und einem Motiv für Solotrompete. Dieses Motiv wird in Finale nochmals kurz von der Klarinette aufgegriffen.
City of Fear ist in der „Tradition“ von Goldsmiths Twilight ZoneSeriemusiken, experimentierfreudig, eigenständig und originär. Eine saugut gemachte, mit knapp 30 Minuten kurz gehaltene Suspensemusik mit erstaunlich viel Fleisch am Knochen und bestimmt etwas für Fans der obengenannten Serienscores, oder auch so was wie Planet of the Apes „light“- wenn auch freilich nicht von der Qualität der kommenden Freud oder Lonely Are the Brave.
Die Liner Notes von Jeff Bond sind durchaus gut ausgefallen, die Klangqualität ist gegenüber der Delphi Scheibe eine Wohltat, crisp und lebhaft. Über die wenigen Unzulänglichkeiten in Sachen auf- und abschwellender Lautstärke in ein, zwei Tracks kann man getrost hinwegsehen.
Phil, 6.6.2011