Review aus The Film Music Journal No. 7, 1996
Nach MALICE (1993) ist dies die zweite Zusammenarbeit zwischen Jerry Goldsmith und Regisseur Harold Becker. In diesem Thrillerdrama fährt Becker mit grosser Besetzung auf: Al Pacino, John Cusack, Bridget Fonda, Danny Aiello, Martin Landau. Trotzdem blieb CITY HALL der ganz grosse Publikumszuspruch mit rund 33 Millionen $ Einspiel weltweit verwehrt.
Die Musik zu CITY HALL (1996) beginnt mit einem für den ganzen Score kennzeichnenden Fünf-Klang-Rhythmus für Kesselpauken, bevor Horn, Bratschen, Celli und eine Solotrompete in das von den Violinen gespielte Hauptthema einführen. Auch die später im eröffnenden Track «The Bridge» zu hörenden Soloinstrumente (Klarinette, Oboe) geben das raue, jazzige und bluesartige Thema in Variationen wieder. «The Meet» beginnt mit dem gleichen ostinato für Timpani, diesmal jedoch um einiges rasanter und mit treibenden Cymbals, Piano, Xylophon und Marimba versetzt. Streichertuttis und Snares geben dem schnellen Tempo im zweiten Teil des Cues ihren typischen Goldsmith-Touch.
Erstmals etwas ruhiger wird es in «The Hospital», wo Goldsmith neben Piano und sanftem Synthesizer auch ein Sopransaxophon einsetzt. «When I was a Kid» ist ein sentimentales Stück für Solo-Horn und Klarinette, Flöte und Piano, unterstützt von den Streichern. Das hier verwendete Thema ist eine Variation des Hauptthemas, welche schon im zweiten Teil von «The Bridge» zu hören war. «The King Maker» erinnert mit Klavier und gezupftem Solo-Bass durchaus an THE RUSSIA HOUSE (1990), einen der originellsten und besten Scores von Goldsmith der letzten zehn Jahre. Darüber hinaus setzt der Komponist in CITY HALL vermehrt auf Suspense basierende Klänge und Melodiefragmenten. So gibt es denn auch kein erhebend schönes Liebesthema oder ähnliches, für einmal ist das auch gut so. CITY HALL ist eine verschleierte, düstere und eine ungute Stimmung vermittelnde Arbeit, nur unterbrochen von plötzlich explodierenden crescendi und tutti («Old Friends»).
Mir hat diese Mischung aus Jazzelementen, Blues und orchestralen Anteilen äusserst gut gefallen. CITY HALL ist trotz seiner Kürze (wer weiss, vielleicht gibt es irgendwann mal noch «more music from…») ein gehaltvoller, gut gemachter Goldsmith, der sich von CONGO (1995) und ähnlichem positiv absetzen kann.
Phil, 1996
CITY HALL
Jerry Goldsmith
Varèse Sarabande
30:16 Min.
12 Tracks