Cinema Septet

Review aus Swiss Film Music Society Newsletter No. 1, 1994

Nicht weniger als sieben bisher auf Tonträger unveröffentlichte Scores präsentiert diese als limitierte Auflage angepriesene Doppel-Album aus dem Hause Intrada. Diejenigen, die seit langem auf Chris Youngs INVADERS FROM MARS (1986) gewartet haben, dürften jedoch enttäuscht sein ob dem hier gebotenen: Eingequetscht in das zweimal ertönende, liebliche Hauptthema (Flöte, Streicher) erklingt eine von treibenden Rhythmen durchzogene Actionsequenz, die durchaus von Jerry Goldsmith stammen könnte. Nun gibt ja diese, gerade in U-BOATS/THE WOLFPACK (1987) kaum zu überhörbare, beinahe schon allzu verwandtschaftliche Ausmasse annehmende «Klangliebe» zu Goldsmith aus den Anfangsjahren Youngs seit einiger Zeit Anlass zu hitzigen Kommentaren, doch belassen wir es hier auf dem Hinweis, dass meiner Meinung Christopher Young spätestens seit HELLRAISER (1987) einen Anfang zu seinem eigenen Stil gefunden hat.

Umso mehr als INVADERS FROM MARS kann AMERICAN HARVEST (1987) überzeugen. Diese herrliche, zwanzigminütige Suite zeigt auf, was Young ausserhalb des Horrorgenres zu leisten vermag, würde er vermehrt die Möglichkeit haben das Genre zu wechseln. Komponiert für Orchester ohne Blech (ausgenommen der Hornsektion) und zwei klassischen Gitarren beeindruckt Young hier mit einer Vielfalt an wunderschönen Americana-basierenden Melodien. Es folgt SPARKLE ROAD, ein vorwiegend elektronischer Score mit Steel- und 12-String-Gitarre sowie danach der für einen Emmy nominierte Score zu LAST FLIGHT OUT (1990). Dieser erinnert mit seinen elektronischen und asiatisch anmutenden (Shakuhachi) Klängen an Youngs Komposition zu BAT*21 (1988).

THE MINSTREL’S SONG zeigt die Vielfältigkeit des Christopher Young, ist mit seinen barocken Blockflötensonaten und Krummhörnern jedoch nicht ganz so interessant, wie auch die beiden folgenden Suiten ZU TRICK OR TREAT (1986), ein atonaler Horrorsoundtrack, und VIETNAM WAR STORIES (TV, 1987), ein elektronischer Score in klanglicher Einheit etwa mit LAST FLIGHT OUT (1990).

Zusammenfassend ist zu sagen, dass die Zusammenstellung dieser Doppel-CD nicht ganz glücklich gewählt ist. Dies sollte jedoch dem Genuss solcher Leckerbissen wie AMERICAN HARVEST und auch SPARKLE ROAD keinen allzu grossen Abbruch tun. Vielleicht hätte eine einzelne CD durchaus gereicht? Die Präsentation ist eher schlicht, mit Liner-Notes von Douglass Fake und einem schön kitschigen Coverbild, welches aus einem beliebigen Ferienalbum des Komponisten stammen könnte.

Phil  |  1994

CINEMA SEPTET
Christopher Young
Intrada VJF 5001D
2 CD: 1:58:20 | 7 Tracks