Review aus The Film Music Journal No. 24, 2000
Beim Duo Powell und Gregson-Williams denkt man sofort an den tollen Score von ANTZ. Also war ich umso gespannter auf ihr neustes Werk. Schon beim ersten Cue «Opening Escape» wird man hellhörig, militärisch-zackig beginnend geht es überaus originell arrangiert mit micky-mousing Elementen in Track zwei über – und der hat es wahrlich in sich. Wie auch der Film selbst einige Zitate aus THE GREAT ESCAPE (1963) enthält, so zitieren Powell und Gregson-Williams für «Main Titles» Elmer Bernsteins grossartiges Thema zum oben genannten Film. Das Ganze ist derart toll und Iiebevoll gemacht, dass sicher auch Mr. Bernstein seine Freude daran hätte.
Der Score ist äusserst vielfältig in seinen Arrangements, grosses Orchester mit militärischem Brimborium, Big-Band Passagen, auch ein schönes romantisches Thema fehlt nicht. Eine Vielzahl von Soloinstrumenten kommt ebenso zum Einsatz wie ein Chor. Grandiose Streicherpassagen, heftige Bläserattacken und immer wieder skurrile Einfälle, man höre nur «Flight Training» und fast hebt man selber ab.
Der Score überzeugt auch in den etwas düsteren und dramatischen Tracks wie zum Beispiel «A Really Big Truck Arrives» – einfach Klasse; oder «Into the Pie Machine» – wuchtig und spannend, originell und komisch. Schön ruhig verträumt geht es in «Up On the Roof» zu ohne jeglichen Kitsch – einer der wenigen Ruhepole in diesem Score.
Selten macht Filmmusik so viel Spass von der ersten bis zur letzten Minute ohne Schwachstellen oder Durchhänger. Sogar die zwei Songs «Flip, Flop and Fly» sowie «The Wanderer» (beide auch im Film enthalten) entpuppen sich nicht wie so oft als Störfaktor, sondern reihen sich prima in den Score ein.
Ich glaube die Herren Powell und Gregson-Williams hatten bei der Arbeit sehr viel Spaß, der sich ohne weiteres auf den Hörer überträgt. Ein furioser Score, der auch ohne den Film bestens funktioniert, Spass und gute Laune bringt und sicher dazu taugt, finstere Gesichter erheblich aufzuhellen.
Ronald | 2000
CHICKEN RUN
John Powell, Harry Gregson-Williams
RCA Victor
62:40 | 20 Tracks