Review aus The Film Music Journal No. 7, 1996
Über anderthalb Jahre ist es her, seit wir zuletzt von Bruce Broughton etwas zu hören bekamen. Und für die damals wenigen Minuten auf MIRACLE ON 34TH STREET konnten sich damals verständlicherweise nur die wenigstens Die-Hard-Brougthonisten zum Kauf erwärmen.
Für Bruno (WHERE THE RIVER RUN BLACK, 1986) Barretos CARRIED AWAY (1996) zauberte Bruce Broughton eine leise, zarte und sehr stimmungsvolle Musik. Streicher, Harfe, Holzbläser und Klavier spielen dabei eine wichtige Rolle. Das Wehmut vermittelnde Hauptthema eröffnet den Score in «Main Title». Später benutzt Broughton dieses Thema ein wenig opulenter gestaltet – wenn man das im Zusammenhang mit diesem insgesamt ruhigen, zurückhaltenden Score überhaupt sagen kann – und wechselt vom bedrückenderen Moll in das offene klingende Dur («At the Ocean»). Grundsätzlich hält Broughton den Score in einer Art introvertiertem Americana, sehr zurückhaltend und fast zerbrechlich.
Eines der typischsten, den Score am besten reflektierenden Stücke, ist das achtminütige «The Funeral». Leise Pianoklänge wechseln sich mit gefühlsbetonten Streicherpassagen ab. Hier lässt Broughton, eingeführt von semi-tremolos der Streicher, eine grazil anmutende Gitarre erklingen. Im Kontext des Scores fast voller Energie erscheint «The Barn Fire», ein Stück das im Gegensatz zum Rest der CD für das gesamte Ensemble (das ohne Blech und Perkussion auskommt) geschrieben wurde.
CARRIED AWAY ist eine eigenständige, gemässigte, manchmal distanziert erscheinende Arbeit von Bruce Broughton, die nur schwierig mit anderen Werken des Komponisten verglichen werden kann. Am ehesten ist dieser Score vielleicht mit den ruhigeren Passagen aus O PIONEERS! (1992) Und OLD MAN AND THE SEA (1990) zu umschreiben. Keine einfache Musik und weit entfernt von den von Broughton bekannten, grossorchestralen Scores, die viele von uns lieben.
Phil, 1996
CARRIED AWAY
Brice Broughton
Intrada
36:22 Min.
12 Tracks