Carlito’s Way

Review aus The Film Music Journal No. 2, 1994

Brian DePalmas Film erzählt die wahre Geschichte des Carlito Brigante, gerade aus dem Gefängnis entlassen, der gerne seinen kriminellen «Job» aufgeben und sich auf den Alterssitz begeben möchte. Doch Carlito kann seiner Vergangenheit nicht entkommen. Starpower ist in der Besetzungsliste angesagt: Al Pacino, Sean Penn, Penelope Ann Miller, Viggo Mortensen, Luis Guzmán. DePalmas visuell wie immer toll umgesetzter Film spielte in den USA das doppelte seines Budgets ein. Bei den Golden Globes setzte es Nominierungen für Penn und Miller in der Nebenrollenkategorie ab.

Vielleicht war es der beeindruckende Score zu DEAD AGAIN (1991), der Patrick Doyle zu DePalmas neuem Film verholfen hat, wer weiss? Jedenfalls darf darüber spekuliert werden, weshalb der Regisseur nach einigen Filmen nicht mehr mit Pino Donaggio (zuletzt bei RAISING CAIN, 1992) zusammenarbeitete und quasi auf der Suche nach einem Nachfolger war.

CARLITO’S WAY beginnt sehr stimmungsvoll mit dem fast ausschliesslich für die Streichersektion geschriebenen Titelstück «Carlito’s Way». Zwar kenne ich den Film noch nicht, doch hinterlässt die Musik hier einen recht melancholisch düsteren, vielleicht gar pessimistischen Touch. Auch das zweite Stück «Carlito and Gail» beginnt nicht viel hoffnungsfroher, ehe im zweiten Teil dieses Tracks erstmals das eigentliche Thema für Gail zu hören ist. «The Café» wiederholt dieses Thema im überwiegend vom Klavier geprägten Part bevor mit «Laline» eine durch und durch andere Seite des Patrick Dolye zum Vorschein kommt: Purer Jazz für Saxophon, Klavier, Bass und Schlagzeug. Nach dem puren Suspensetrack «The Elevator» schaltet Doyle in «There’s an Angel Here» einen musikalischen Gang höher, um dann im zehnminütigen «Grand Central» in einem wahren Feuerwerk an actionbetonter Orchesterkraft zu gipfeln. Erstmals tritt hier auch so richtig das Blech in Erscheinung und erinnert an Passagen aus dem fantastischen DEAD AGAIN.

Kein Zweifel, Doyle hat ein fantastisches Jahr mit Scores zu NEEDFUL THINGS (1993) und MUCH ADO ABOUT NOTHING (1993) hinter sich gebracht und schliesst es nun mit dieser gelungenen Filmmusik ab. Und so herrscht Vorfreude auf den bevorstehenden MARY SHELLEY’S FRANKENSTEIN (1994) von Kenneth Branagh – natürlich wieder mit seinem Stammkomponisten!

Parallel zu Doyles Score erschien eine CD mit Songs, unter anderem mit Billy Preston («You are so Beautiful») und Marc Anthony.

Phil 1994

 

CARLITO’S WAY

Patrick Doyle

Varèse Sarabande

41:25 Min.
11 Tracks