Bumblebee

Mit TRANSFORMERS gelang Regisseur Michael Bay 2007 spassige, überdrehte Popcorn-Unterhaltung. Auch die Filmmusik dazu von Komponist Steve Jablonsky höre ich mir bis heute immer mal wieder gerne an – insbesondere die Stücke «Autobots», «Decepticons», «The All Spark» und «Arrival to Earth». Doch als BUMBLEBEE im Jahr 2017 angekündigt wurde, war ich der Transformers-Thematik überdrüssig geworden, denn in den Jahren dazwischen verkamen die Kinofilmadaptionen hiervon mit satten vier Fortsetzungen zu überlauten, anstrengenden Durchhalteübungen. Auch in Sachen Filmmusik vermochten mich Jablonskys weitere Arbeiten in dieser Franchise nicht mehr zu überzeugen. Dass BUMBLEBEE (2018) unter neuer Regie – Travis Knight – entstand, steigerte mein Interesse noch nicht, doch als dann Dario Marianelli als Komponist angekündigt wurde, änderte dies zumindest hinsichtlich der Filmmusik. Nun hat am 11. Mai 2021 das Label La-La Land Records endlich das vor knapp zwei Jahren bereits angekündigte Score-Album mit Marianellis Musik veröffentlicht. Hat sich das Warten gelohnt (sofern man nicht mit der digitalen Veröffentlichung zum Zeitpunkt des Kinostarts Vorlieb nehmen wollte)? Jein.

Komponist Dario Marianelli liefert eine abwechslungsreichere Filmmusik, als dies Jablonsky für die Fortsetzungen tat. Insgeheim hoffte ich indes wohl auf einen deftigen, neuen Orchester-Score à la THE BROTHERS GRIMM (2005), durchsetzt von Statements von Jablonskys Ohwurm-Themen aus dem ersten Film. Nicht dass das zu BUMBLEBEE gepasst hätte, wie mir nach kürzlicher Sichtung dieses überraschend kurzweiligen Streifens klar wurde, doch hätte ich eine solche Marianelli-Musik mal wieder gerne gehört. Stattdessen musste Marianelli wohl den musikalischen Spagat schaffen zwischen den Cybertron- und Roboter-Action-Sequenzen und dem verspielten 1980er-Jahre- und Coming-of-Age-Setting, in welchem Regisseur Travis Knight die Erzählung des Films angesiedelt hat. Im Film selbst wird dieses 80er-Jahre-Feeling mit unzähligen Songs aus jener Zeit verstärkt. Neben dieser zeitlichen Prägung dienen die Songs teils wortwörtlich als Vokabular für Bumblebee, der zu Beginn des Films seine Sprechfunktion verliert, weshalb er später im Film mit seiner Besitzerin, der Teenagerin Charlie, über das Radio mit Song-Lyrics kommuniziert. Eine Idee, die zu vielen witzigen Szenen mit blitzschnellen Song-Wechseln führt.

Die Filmmusik von Dario Marianelli setzt auf drei stilistische Ideen – Action-Musik, Comedy-Momente und ein Softrock-Thema für Charlie und ihre Beziehung zu Bumblebee. Mit diesen Ideen schafft Marianelli eine knapp einstündige, kurzweilige Filmmusik, die von ruhigen Tönen bis hin zu wuchtigen, dramatischen Orchestertutti mit Chor alles bietet. Das ist im Ergebnis zwar ein erfrischend anderer Ansatz als der vorausgegangene Action-Overkill von Jablonsky, aber mit den Comedy- und Softrock-Elementen ist mir die Musik letztendlich zu flüchtig, verspielt und «leichtfüssig». Irgendwie passt für mich dieser Ton nicht in die TRANSFORMERS-Reihe, auch wenn dieser Ansatz aufgrund des filmischen Kontextes Sinn macht. Das Charlie-Thema hallt (bei mir) nicht nach. Und so gefallen mir letztlich dann doch die Action-Stücke und insbesondere das dramatische «Death and Resurrection»-Stück und das wuchtige Finale mit «Marina Tower» am besten, auch wenn insbesondere in dieser Beziehung wenig Originalität zum Vorschein kommt.

Fazit: BUMBLEBEE bildet eine beachtliche Abwechslung in der Discographie von Dario Marianelli – in dieser Beziehung punkto Überraschung wohl vergleichbar mit dem Epos-Score AGORA (2009) und verspielten Arbeiten wie THE BOXTROLLES (2014), die ebenfalls neue Seiten dieses Komponisten eröffneten. Mir persönlich gefallen die ausgeprägte Comedy-Note und das Softrock-geprägte Hauptthema von BUMBLEBEE indes nicht, worunter in meinen Ohren der Unterhaltungswert dieser Arbeit stark leidet, was jedoch natürlich gänzlich subjektiv ist. Da bleibe ich lieber bei Jablonskys Musik zum ersten Teil und schwelge in den herrlichen Klängen Marianellis, die er für Filme wie THE BROTHERS GRIMM, ATONEMENT (2007), JANE EYRE (2011) und THE DARKEST HOUR (2017) komponiert hat.

Basil 18.09.2021

 

BUMBLEBEE

Dario Marianelli

La-La Land Records

57:31 Min.
24 Tracks