Glen A. Larson, Bruce Broughton, John Cacavas, Stu Phillips, Herbert D. Woods Intrada Special Collection 4 CD Set 270 Min., 108 Tracks
Obwohl beim Aufwand nochmals ein wenig nach oben geschraubt und die Geschehnisse von der Erde in die unendlichen Weiten des Alls verlegt wurden, war die zweite Season von Buck Rogers Abenteuern im 25. Jahrhundert zugleich die letzte. Nach Battlestar Galactica wurde auch dieser Serie von Glen A. Larson der Hahn verfrüht abgedreht, finanzielle Einschränkungen und Veränderungen in der Fernsehlandschaft sowie die nicht sonderlich guten Einschaltquoten bedeuteten das Aus. Geändert wurde gegenüber der ersten Saison auch die musikalische Landschaft. Wo in Season 1 Discobeats dominierten, setzte man nun auf dramatischere Orchesterklänge und so kam Bruce Broughton, der zuvor für Gunsmoke und Hawaii-Five-0 komponierte, zu einigen Fernsehauftritten. Er bestritt die Mehrheit der Episoden in Season 2 und somit ist dieses 4 CD Set für den Bruce Broughton Fan sicherlich von einem gewissen Interesse.
CD 1 startet mit Broughtons „Time of the Hawk“ ***. Es ist dies eine der wenigen Doppelfolgen und somit kommt der Score auf eine Totalzeit von knapp 42 Minuten zu stehen. Neben Spannungsmusik, die schon deutlich die später so unverkennbare Handschrift des Komponisten trägt, hat Broughton hier ein erfrischendes Thema für Hawk geschrieben, das zunächst zurückhaltend und isoliert klingt und sich später in ein elegantes Motiv für den neuen Begleiter von Buck Rogers entwickelt. Ausserdem hören wir einige gelungene „Flugpassagen“ („The Searcher“) und Actiontracks („Crash Landing“). Trotzdem bleibt das Gefühl, dass die Ideen für 42 Minuten noch nicht ganz reif waren.
„The Guardians“ ***1/2 verwendet einige Ideen aus „Time of the Hawk“, ist aber zurückhaltender und weniger spannungsreich als Broughtons erste Arbeit für Buck Rogers. Umso mehr zeigt „The Guardians“ das Talent eines jungen Komponisten und es ist frapant hier Anleihen zu einem Jahre später erscheinenden, wundervollen Broughton wie The Boy Who Could Fly zu hören. Delikate Klänge und fein gemachte Soli prägen den Score, aber auch mysteriöse Momente hat der Komponist für diese Episode geschrieben.
CD 2 öffnet nach einer weiteren „Main Title“ Version mit John Cacavas Score „Journey to Oasis“ **1/2. Cacavas, wohl am bekanntesten für seine markige Kojak Titelmusik. Seine Buck Rogers Episode ist nichts besonderes ausser der Tatsache, dass der Score rund 42 Minuten dauert, es war also eine weitere Doppelfolge. Und so gehen wir gleich zum nächsten Bruce Broughton über. „The Golden Man“ *** heisst diese Episode und in seinem Score verwendet Broughton wiederum sein Buck Rogers Thema. Ich finde es übrigens bemerkenswert, wie gekonnter, fleissiger und inspirierter Broughtons Musik im Vergleich zu Cacavas (und später auch der Stu Phillips Folge) erscheint. Markant in „The Golden Man“ sind die perkussiv anmutenden Klänge von Harfe, Harpsichord, Xylophone oder die Blechbläser unverkennbar für Broughton wie im Track „Caged“.
Eröffnet wird CD 3 mit Herbert Don Woods „The Crystals“ ***. Woods ist eigentlich music editor, der bei Shows wie Battlestar Galactica oder Bionic Women arbeitete, laut Kollege Stu Phillips aber auch ein aussergewöhnlicher Organist. Im Umgang mit Glen A. Larsons Titelmotiv, das er einige Male anspielt und variiert, in bewegteren Tracks sowie einem hübschen Thema für Querflöte und Oboe ist das Talent von Woods zu erahnen.
Für „The Satyr“ ***1/2 wurde Bruce Broughton mit dem Emmy ausgezeichnet. Die Musik beginnt mit Holzbläsern in einer nahöstlichen Stimmung, die Flöten (auch Blockflöte) die Panflöte des Satyrs imitierend. Dazu exotische Perkussion und plötzlich hereinstechende, kurze atonale Einsätze in der Spannungsmusik sowie robuste Tracks wie in „Pangor and Buck Fight“. Broughton wird in den Liner Notes zitiert: „In those days we had a lot of leeway in what we could write. There was a lot of tolerance and passion for music that was a lot more aggressive and interesting stylistically.“
Anders gelagert las „The Satyr“ ist Broughtons Score zur Episode „Shgoratchx!“ ***. Da die Folge einen durchaus komödiantischen Anstrich hat (mit von der Partie sind in napoleonisch anumtende Uniformen gekleidete, zardonianische Zwerge), beschreitet auch Broughton diesen Weg mit bildreichen Klangfarben und kleinen Motivspielereien.
Stu Phillips, Glen A. Larsons Hauptkomponist für die Galactica Serie, zeichnet für „ The Hand of Goral“ **1/2 verantwortlich in dem Holz- und Blechbläser die Grundstimmung für einen eher düsteren Score schaffen, während Herbert D. Woods mit „The Dorian Secret“ *** zu einem weiteren Handkuss kommt. Dies war zugleich auch die letzte Episode der Serie. Den Abschluss auf der CD macht allerdings Bruce Broughton mit einer erstaunlich bleiernen Komposition für die zweitletzte Folge „A Testimony of a Traitor“. Klarinetten, Fagott, Tuba stehen Violinen gegenüber, Harfe und Glockenspiel, Syntheszier sorgen für eine zwielichtige Atmosphäre. Erst mit „Escape to Earth“ nimmt Broughton etwas Fahrt auf ehe er mit seinem Thema die CD und somit auch die Serie beschliesst. Fast, denn wir bekommen noch eine wunderlich bemüht gesungene Version der Schlusstitel zu hören. Hui…
Buck Rogers in the 25th Century (Season 2) ist sicher was für Fans der Serie (keine Ahnung ob es solche gibt), TV-Junkies oder für Bruce Broughton Sammler. Auch wenn die Scores hier orchestral ausfallen, so sind es letztlich halt doch TV-Scores, selbst wenn im ein oder anderen Fall durchaus von gutem Niveau. Begleitet wird das 4 CD Set von einem 32 seitigen Booklet.
Bleibt noch der bescheidene Wunsch, es möge dereinst vielleicht auch Gunsmoke als Set erscheinen.
Phil, 26.9.2014
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