von Phil
Die Robert Evans Produktion MARATHON MAN (1976) entpuppt sich als komplexer Thriller um Diamantenschmuggel, zwielichtige Agenten, alte Neonazis und einen unschuldigen Hobbyläufer und Geschichtsstudenten, der sich in einem Netz von Intrigen wiederfindet, fast wie Hitchcock oft seine Protagonisten in schier ausweglose Situationen schmeisst.
John Schlesinger, der mit Dustin Hoffman bereits bei MIDNIGHT COWBOY (1969) arbeitete, inszenierte mit Laurence Olivier und Roy Scheider sowie der Schweizerin Marthe Keller und in kleineren Rollen Fritz Weaver und William Devane, William Goldman schrieb Roman und Drehbuch.
Wer den Film kennt, erinnert sich sicher bestens an die Zahnauaszene (in Tatsache um einiges gekürzt) und eine der bekanntesten Lines des Films: „Is it safe?“, die Olivier mehrfach wiederholt und damit Rätsel aufgibt, aber auch an den Auftritt Scheiders als Doc, zu jener Zeit ein Star nach KLUTE, THE FRENCH CONNECTION, JAWS und vor seinen Rollen in ALL THAT JAZZ und BLUE THUNDER, der kürzer war als es dieser eigentlich spannende Charakter hergegeben hätte.
Aber so waren die 70er eben, mutig! Michael Smalls vibrierender Musik (Rezi) kommt eine tragende Rolle zu. Clever wo er sie einsetzt und wo er damit komplett zurückhält, der fiese hohe Synthieklang fast die Zahntorturszene vorweg nehmend. Das zeugt von grossem Können und das besass Small zweifelsohne, ganz besonders in diesem und verwandten Genres, wie Scores zu PARALLAX VIEW, KLUTE, THE STEPFORD WIVES, NIGHT MOVES oder BLACK WIDOW (nein, nicht die Superheldin) unter Beweis stellten.
Hoffman, Olivier in grossartiger Form, viel Spannung, ein Topscore und Conrad Halls Bilder (übrigens erst der zweite Film mit einer Steady-Cam). Was will man mehr für einen guten Filmabend?
the facts:
Budget $6.5 Mio., Einspiel $28.2 Mio. (nur Nordamerika)
Academy Awards: 1 Nomination (Laurence Olivier)
Golden Globes: 5 Nominationen (Regie, Hoffman, Keller, Drehbuch), 1 Golden Globe (Olivier)
BAFTA: 2 Nominationen (Hoffman, Schnitt)
Phil 5/5
«Is it safe?»
15.05.2025