Review aus The Film Music Journal No. 25, 2001
«Die Prophezeiung», so der deutsche Titel, verhieß nichts Gutes. Der Film ist wieder einer dieser belanglosen, sich viel zu ernst nehmenden Teufelsschocker, die einfach nicht so recht funktionieren wollen. Daran konnte auch die schöne Kim Basinger nichts ändern. Sie wirkt genauso hilflos gegen das merkwürdige Skript wie ihr Charakter im Film gegen den Teufel. Technisch ist der Streifen zwar perfekt, doch der einzige Lichtblick in diesem Machwerk ist wieder einmal Chris Youngs Musik, der mit diesem Score zu alten Horrortraditionen in bester HELLRAISER-Manier zurückkehrt.
Im Film teilweise sehr zerstückelt und von Soundeffects begraben, präsentiert sich der Score auf CD wie eine Sinfonie bestehend aus fünf Sätzen. Entsprechend lang sind auch die einzelnen Tracks, der kürzeste dauert 6 Minuten und 44 Sekunden. «Introitus (Entrance)» beginnt mit tiefen, bedrohlichen Chorpassagen, die dann von einer hohen Knabenstimme abgelöst werden. Im weiteren Verlauf führen leise Streicher mit Klavier die zarte Melodie weiter, um dann gegen Ende wieder von der bedrohlichen Atmosphäre des Anfangs eingeholt zu werden. Diese musikalische «Bedrohung» setzt sich in «Kyrie Eleison (Lord Have Mercy Upon Us)» fort, doch dass jetzt das Cello in den ruhigen Passagen eingesetzt wird und die Geigen nun hauptsächlich für die Gänsehaut und die «Bedrohung» zuständig sind. Am Ende des Stücks setzen etwas befremdlich wirkende Choreinsätze à la Silvestris THE ABYSS ein, die aber keineswegs ein Gefühl der Erlösung erzeugen.
Im Gegenteil, jetzt geht’s so richtig lost «Dies Irae (Day of Wrath)» beginnt sehr dynamisch wie eine Verfolgungsjagd, hält diesen Schwung sehr lange und ist für mich der Höhepunkt der CD. «Angus Dei (Lamb of God)» beginnt wieder ruhiger, diesmal mit einer Orgel und Chorpassagen. Interessant ist hierbei, dass sich die Knabenstimmen mit den tiefen Stimmen mischen. Im restlichen Verlauf des Stücks wechseln die Stimmungen häufig, mal bedrohlich, mal beruhigend, immer gekennzeichnet durch die gleichen Instrumenten-/Chorpassagen wie schon zuvor. «Lux Aeterna (Eternal Light)» beginnt mit Cellos und den Knabenstimmen und endet mit einer sehr langen Chorpassage. Bei so viel Chor läge die Vermutung nahe, als ob Young sich da bei Goldsmiths THE OMEN bedient hätte. Dem ist jedoch nicht so, es ließen sich bis auf die Tatsache, dass hier auch lateinische Chortexte Verwendung finden, jedenfalls keine Ähnlichkeiten feststellen.
Die CD ist insgesamt wegen der ungewohnten Länge der Stücke relativ schwer zu beschreiben, auf jeden Fall ist dies keine CD zum «eben mal schnell durchhören». Für BLESS THE CHILD sollte man sich wieder einmal Zeit nehmen, am besten an einem verregneten Sonntagnachmittag.
Uwe | 2001
BLESS THE CHILD
Christopher Young
GNP Crescendo
53:24 | 5 Tracks