Gleich zwei Mal liess Varèse Sarabande kürzlich den guten, alten Daywalker BLADE (1998) auf uns los. Ein Mal in der Form des erweiterten Mark Isham Scores zum ersten Film und sogleich mit einer Doppel-CD zu Marco Beltramis BLADE II (2002).
BLADE mit Wesley Snipes in der Titelrolle war ein anständiger, wenn auch ziemlich blutrünstiger Erfolg mit 130 Mio. $ Einspielergebnis weltweit, Marvel war in den Kinos angekommen. Bei BLADE II führte Guillermo del Toro Regie, der sich lange dagegen sträubte, weil er unbedingt HELLBOY (2004) machen wollte und zunächst wenig Interesse an der Franchise zeigte. Auch das Sequel performte mit 155 Mio. $ gut an den Kinokassen. Zu beiden Filmen erschienen damals nebst halbstündigen Score-Auskopplungen bei Varèse, die unumgänglichen Song-CDs mit vornehmlich Hip-Hop Artisten.
Limitiert auf 2000 Stück wurde Ishams BLADE auf 73 Minuten erweitert. Der Komponist befand sich damals, wie in den gesamten 90er Jahren, in einer äusserst fleissigen Phase mit vielen Filmen, darunter rund um BLADE zum Beispiel KISS THE GIRLS (1997), FLY AWAY HOME (1996) oder OCTOBER SKY (1999). Seine Musik zum Vampir-jagt-Vampire-Superheldenfilm ist schwer, düster und kalt, durchzogen von elektronischen Hilfsmitteln, einem brodelnden orchestralen Part und sogar Chor; oder einfacher gesagt, einer Fusion all dieser Teile, wobei die Electronika viel Raum einnehmen und das übereinander Stülpen dieser Elemente fast zu viel ist. Thematisch ist BLADE kaum festzumachen und in der Langversion ist die Musik nicht unbedingt Hörer freundlich, eigentlich funktionierte die 33 Minuten Version besser, man konnte dem Score besser folgen als in dieser üppig bestückten Varèse Club Veröffentlichung. Ergänzt wird sie mit einem 16 Seiten Booklet und Liner Notes von Daniel Schweiger, in dem auch Mark Isham zu Wort kommt.
BLADE II bietet 93 Minuten Musik, das ist eine satte Stunde mehr als die 2002er CD bot. Beltrami versammelte nicht nur ein grosses, «traditionelles» Orchester (dem er auch ganz eigene Töne entlockte), auch asiatische Elemente, vor allem Schlagwerk wie Taikodrums und Gongs aber auch die Shakuhachi sowie afrikanische Perkussion und Chorstimmen fanden den Weg in den Score. Dazu, natürlich, elektronische Klänge, die Buck Sanders beisteuerte. Anders als Mark Isham formte Beltrami musikalische Leitfäden. In der Titelmusik sind Rock/E-Fusionelemente eingebunden, um musikalisch die im ersten Film etablierte Coolness Blades wiederzugeben. Die Truppe um Blade (u.a. Ron Pearlman) befüllt Beltrami mit viel Elektronik, den erwähnten asiatischen Elementen und gar einem Touch militärisch anmutenden Beigaben. Viel Spannungsmusik und natürlich Action en masse zelebriert Beltrami in den anderthalb Stunden und findet doch Zeit für ein kleines Bisschen «Menschlichkeit» hie und da. Trotz all des «musikalischen Gemetzels» und der gut gefüllten Länge macht BLADE II mehr Spass als Ishams lange BLADE-Version.
Auch BLADE II ist auf 2000 CDs limitiert, dem Album liegt ein Booklet mit 20 Seiten und ebenfalls Notizen von Daniel Schweiger bei, in die er auch Aussagen des Komponisten integriert.
Phil | 08.12.2024
BLADE
Mark Isham
Varèse Sarabande Club
73 Min. | 46 Tracks
BLADE II
Marcio Beltrami
Varèse Sarabande Club
2 CDs
93 Min. | 38 Tracks