The Black Stallion Returns

Georges Delerue

Intrada Special Collection Vol. 117

77:33 Min. / 28 Tracks

Nicht mal einen Tag lang hatte es im vergangenen Dezember gedauert bis die verlängerte CD-Ausgabe von Delerues Black Stallion Returns bei Intrada selbst ausverkauft war. Die Begeisterung der Sammler, Horter und Spekulanten über die auf 1500 Stück limitierte Auflage kannte mal wieder keine Grenzen. Die Veröffentlichung wurde natürlich auch von Intrada selbst wie üblich hochgeputscht mit der Ankündigung, es gebe nun erstmalig zusätzliche «terrific cues» zu hören, die es nicht auf das alte Album von 1983 geschafft hätten, und der Klang sei durch die Verwendung der «session masters» nochmals um Längen verbessert worden. Hört man sich nun das neue Album an, macht sich wie bereits nach Kenntnis des Films von mir erwartet eine rechte Enttäuschung breit: Gegenüber den alten 30 Minuten kommt in der vollständigen 47 Minuten-Aufnahme so gut wie gar nichts Neues hinzu, was sich musikalisch auf Tonträger lohnen würde. Fast die ganze erste Hälfte erstickt in leerlaufendem Spannungsgemurmel der düsteren Streicher oder ethnischer Bassflöten-Exotik. Es erscheint soviel rein Atmosphärisches, das rein filmdienlich ist, daß man bei der Bewertung der 47 Minuten locker eine halbe Note Abzug gegenüber der bisherigen Version geben kann. Hinzu kommt, daß der Klang auch oft recht matt und wie mit einem leichten Schleier behaftet ausgefallen ist. Da klingt vieles aus dem 50er Jahre MGM-Archiv, was FSM in den letzten Jahren auf CD herausgebracht hat, sogar noch ein ganzes Stück besser.

Es ist wieder mal ein Paradebeispiel dafür, wie man ein tolles Album duch Expandieren deutlich verschlechtert. Zum Glück hat Intrada den alten Album-Schnitt auch noch auf der CD platziert, so daß man diesbezüglich wenigstens nicht klagen kann. Zudem ist in den netten Liner Notes ausführlich angegeben, welche Tracks damals von Music Editor Dan Carlin und Delerue selbst zusammeneditiert worden waren. Und es zeigt sich wie so oft hier mal wieder, wie sehr sich viele Komponisten Ende der 70er und Anfang der 80er völlig uneitel – und überhaupt nicht von einem heutzutage so übermäßig verbreiteten Komplettierungswahn ihrer eigenen Musik besessen – darum bemüht haben, ein ganz in sich stimmiges und geschlossenes LP-Album zusammenzustellen, das einen sinnvollen musikalischen Zusammenhang ergibt und das man genußvoll an einem Stück durchlaufen lassen kann. Delerue hat bei der damaligen Veröffentlichung seines Scores eben an den Hörer gedacht und deshalb Stagnation sowie zuviel Redundanz in seiner Musik für die LP einfach außen vor gelassen. Und das im zweiten Teil auch hier auf der Intrada- CD nachzuhörende Resultat war einfach toll. Es war für mich, als ich die LP 1983 gekauft hatte, immer eines der hinreißendsten Delerue-Werke, wo es kaum etwas zu mäkeln gab. War die LP am Ende angelangt, hat man sich den Spaß gemacht und am liebsten wieder auf der A-Seite angefangen.

Oft meinte man selbstverständlich dann bei den schönen Alben auch damals schon, es könnte vielleicht noch mehr solch feines Musik-Material vorhanden sein, wenn man 15 oder 20 Minuten hinzufügt, aber die Realität sieht wie man es heutzutage noch und nöcher auf dem Soundtrack-CD-Markt erlebt eben doch meist anders aus. Im Nachhinein muß ich sagen: Ich bin heilfroh, daß es damals diese schönen, vom
Komponisten selbst zusammengestellten Alben gab, die mir nach wie vor die größte Hörfreude bereiten. Hätte man 1983 die kompletten 47 Minuten von Black Stallion Returns veröffentlicht, dann wäre mein Enthusiasmus für die LP wahrscheinlich nicht ganz so überschäumend ausgefallen. Und die jetzige lange Intrada-Fassung würde ich nach einem Durchgang sowieso nie mehr anhören, da man ja die bessere Fassung bereits in der Sammlung hat.

Stefan Schlegel, 13.1.2010

 

 

 

 

 

 

 

 

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