The Beyondness of Things

Review aus The Film Music Journal No. 15, 1998

Wer mehr oder weniger aufmerksam meine Artikel liest, dürfte bemerkt haben, dass ich dem Können von John Barry nicht abgeneigt bin. Im Gegenteil, ich mag Barrys Stil, den er in den 60ern mit abwechslungsreichen Arbeiten begründete und bis zum unverkennbaren Barry-Sound erweiterte. Wobei der geneigte Hörer auch behaupten darf, nicht unbegründet, dass Barry irgendwann in den 70er Jahren die persönliche Innovation abgelegte und seither Scores erschaffen hat, die nicht gerade alle gleich klangen, aber sich doch in einem engeren Klangkorsett bewegten: Opulent, lange, ausladende Themen, Emotionssteigerung per Oktave, eine Instrumentation, die sich nicht mehr allzu gross verändern würde (wenige Ausnahmen bestätigen die bekannte Regel). Dennoch oder vielleicht gerade deswegen hatte Barry seine Fans.

Kompositionen abseits von Filmmusik haben Filmkomponisten öfters begleitet, einigen war die Abwechslung und nicht für einen «Boss» zu komponieren, immens wichtig. Erich Wolfgang Korngold, Miklós Rózsa, Bernard Herrmann, John Williams, James Horner, ja sogar Jerry Goldsmith. Dabei gibt es jene, die in der sogenannten E-Musik völlig anders klingen als in ihrer Filmarbeit (Williams ist das perfekte Beispiel), während andere durchaus Wiedererkennungseffekte in der Schnittmenge bieten.

John Barry nun stellt mit THE BEYONDNESS OF THINGS (1998) zwölf Stücke vor, die zwar abseits von Filmmusik aber schon verflixt wie Filmmusik à la Barry klingen. Barrys Affinität für Melodien ist auch hier ausgeprägt, der Hang zum Repetieren seiner Themen mit emotionell steigernden, oktavierten Instrumentengruppen ebenso. Barry kreiert stets einen fast verschwenderisch epischen Klangteppich. Das kennen wir bestens aus dem wunderbaren OUT OF AFRICA (1985) und der Rückkehr Barrys nach schwerer Krankheit mit dem breit aufgestellten, epischen DANCES WITH WOLVES (1990).

BEYONDNESS OF THINGS bietet schöne und unaufdringliche Melodien, ausgezeichnet eingespielt, klangtechnisch perfekt und… den Hörer nicht wirklich fordernd. Wer es mit dem John Barry, der nicht unbedingt wie Barry klingt, aufnehmen will, sollte es mit den John Barry Seven (JB7) (von 1957 bis 1965 aktiv) versuchen, die im Rock’n’Roll bis und mit Jazz heimisch waren. Barrys Filmaufträge wurden allerdings mehr und mehr und so wurden die JB7 schliesslich aufgelöst.

Phil, 1998

 

THE BEYONDNESS OF THINGS

John Barry

London Rec.

56 Min.
12 Tracks