Review aus The Film Music Journal No. 24, 2000
Während die Ehe des Puppenspielers Craig Schwartz (John Cusack) und der Tierhandlungsangestellten Lotte (Cameron Diaz) schon bessere Tage gesehen hat, muss sich Craig, weil er von seiner Profession allein nicht leben kann, als Aktenbearbeiter bei der bizarren LesterCorp verdingen. Dort entdeckt er einen versteckten Zugang zu John Malkovichs… Geist und Verstand. John Malkovich spielt John Malkovich.
Wer gerne Burwells nihilistischen Versuchungen erliegt und sich mit seinen minimalistischen Klangverschiebungen anfreunden kann, wird an BEING JOHN MALKOVICH (1999) gewiss seine Freude haben. Wie es Matthias Wiegandt in seinem Review zu Burwells HAMLET (2000) treffend umschrieben hat: «Burwells Vorzug liegt […] darin, weder sich selbst noch seine thematischen Einfälle in den Vordergrund zu drängen». Nun, BEING JOHN MALKOVICHs Vorzug hier liegt darin, dass Burwell aus dem oben erwähnten Vorzug schöpft, hie und da ein Sahnehäubchen draufsetzt und die (gewollte) Gedrungenheit von HAMLET oder THE SPANISH PRISONER (1997) da und dort hinter sich lässt. Mit den beiden erwähnten Scores zeigt MALKOVICH allerdings rege Ähnlichkeiten auf – wobei Burwell zumeist sehr nach Burwell klingt.
Geschrieben ist der Score für eine kleine Besetzung bestehend aus Streichern, Holzbläsern, Harfe, Solobass, Klavier und Celesta, eine von Carter Burwell oft verwendete Aufstellung. Also klingt BEING JOHN MALKOVICH keineswegs nach einer «normalen» Hollywoodmusik – auch der Film von Spike Jonze spielt abseits der Traumfabriknormen – und ist nicht weniger schwierig zu umschreiben wie vorgängige Werke Burwells. Leider erreicht die ungewöhnlich verpackte CD mit dem Björk-Song «Amphibian», der gleich zwei Mal auf dem Album enthalten ist eine Talsohle. Dazu finden wir Mr. Malkovichs persönlichen «Malkovich Masterpiece Remix». Das alles zieht den Gesamteindruck der CD runter, auch wenn deren augenzwinkernde Einbindung in die Musik nachvollziehbar ist. Bartoks «Allegro» aus «Musik für Streicher, Schlagzeug und Celesta» fühlt sich im Klangbild leider ebenfalls wie ein Fremdkörper an, auch und vor allem weil das Stück mittendrin gestoppt wird.
Wieder eine spezielle, aber nicht eine der besseren Musiken Burwells.
Phil, 2000
BEING JOHN MALKOVICH
Carter Burwell
Astralworks
42:59 Min.
21 Tracks