Avatar: The Way of Water

13 Jahre lang liess sich James Cameron Zeit um seine mit Spannung erwartete Fortsetzung zu AVATAR (2009) zu kreieren. Zum jetzigen Zeitpunkt hat dieser Nachfolger, AVATAR: THE WAY OF WATER (2022), über 440 Mio. Dollar eingespielt.

Da James Horner, der für die beiden Sequels so gut wie gesetzt gewesen wäre, 2015 bei einem Flugzeugabsturz aus dem Leben gerissen wurde, hat Simon Franglen, langjähriger Assistent von Horner, die sicherlich nicht einfache Aufgabe übernommen hier mit Cameron zu arbeiten und in die grossen Fussstapfen seines einstigen Arbeitgebers zu treten.

Zunächst ist die Musik mit rund 76 Minuten als Download erhältlich, eine CD ist ebenfalls geplant. Und diese finde ich persönlich ganz wichtig. Wer keine Bluetooth Verbindung zur Hifi-Anlage hat (bitte Losless und nicht mp3) und sich den Download nur auf dem PC, Tablet oder Handy anhört, dürfte bemerken, dass gerade das Spiel zwischen leise und laut so kaum zum Atmen kommt – was dem Score von Franglen aber enorm guttun würde.

Franglen mischt die ethnisch anmutenden Stimmen und Gesänge, die James Horner für AVATAR geschrieben hat, mit Flöten und flötenähnlichen Klängen und ätherischen Synthieflächen, dazu kommt natürlich (oder zum Glück) ein Orchester in traditionellem, aber auch leider zeitgemässem Stil (die dauerhafte Bummbumm-Perkussion in Actioncues wie «The Hunt» oder «Na’vi Attack»). Franglen versucht an sich dort weiterzumachen, wo Horner 2009 begonnen hat, einige Tracks können durchaus überzeugen («The Way of Water», «Paykan»). Doch an die Kraft, Dramatik, Emotionen und das klangvoll Epische, die James Horners Musik innehatte, kommt der Score nur stellenweise, über die ganze Laufzeit gesehen jedoch nicht heran. Natürlich hört man, woher die Musik «kommt», dass Franglen die Aufgabe hatte möglichst à la Horner zu schreiben (der Beginn von «Rescue and Loss» beispielsweise, «Knife Fight»), hie und da ist das auch gut zu hören. Von lyrischen Stücken wie «From Darkness to Light» hätte ich mir mehr gewünscht.

Doch allzu oft ist die Komposition mehr auf der zwar sehr bemühten, jedoch stellenweise auch belanglosen und einen wenig bleibenden Eindruck hinterlassenden Seite zu finden (Beispiele: «A New Star», « Family is our Fortress» oder das ständige Dschungelambiente von «The Tulkun Return»). Immerhin findet eine Steigerung gegen Ende des Scores statt («Knife Fight» ist einer der besten Actiontracks des Scores – der auch Horner-Stimmung aufkommen lässt) und das Einmünden, das Franglens neu geschaffene Melodie einschliesst, in den Schlusssong ist durchaus als gelungen zu bezeichnen – der Song ist gerade noch okay, aber kein wirklicher Ohrwurm.

Zwei Songs sind also enthalten, derjenige interpretiert von Zoe Saldana, «The Songcord», beschliesst wie erwähnt den Score wie auch den Film, so wie es James Horners «I See You», gesungen von Leona Lewis, bei Teil 1 getan hat. «Nothing is Lost (You Give Me Strength)» beginnt wie «The Songcord» im AVATAR-ethnischen Kleid, danach geht das Ganze in einen ziemlich unerheblichen und vergessenswerten Akt über.

Vielleicht ist es zu hart ausgedrückt und vielleicht ergibt sich im Zusammenhang mit dem Film ein anderer Eindruck, aber so, als Alleinstellungsmerkmal lässt AVATAR: THE WAY OF WATER James Horner doch einiges vermissen. Es sei auch bemerkt, dass der Score mit mehrmaligem Hören gewinnt – man sollte also nach kurzem Anspielen oder einmaligem Gehör schenken nicht gleich die Hände verwerfen.

Phil  |  21.12.2022

AVATAR: THE WAY OF WATER
James Horner
20th Century/Disney
76 Min. | 22 Tracks