Heroes and Villians: Attila the Hun/Napoleon

„Fuck that.“ So heißt es im kurzen Booklettext von Komponist Daniel Pemberton. Dieser präzise Satz ist die Antwort auf ein ungeschriebenes Gesetz: Wie es der Komponist im Text sagt, wird man stets gebeten, die Lautstärke der Musik etwas herunterzufahren, vertont man einen Fernsehfilm. Würde man sich des Niveaus von Pembertons Aussage nun annehmen, könnte man sagen, der britische Künstler wollte mal so richtig auf den Putz hauen. Große, epische Musik wollte er schaffen, sich nicht den Regeln des Fernsehfilmmarktes beugen. Ein Rebell also.

Pemberton ist aber nicht nur ein junger Rebell, sondern auch recht vielseitig unterwegs. Er schrieb einige Melodien für Fernsehserien, arbeitet als Journalist für einige britische Zeitschriften und ist bei so genannten „Fashion Shows“, etwa solchen von Vivienne Westwood, für die Musik verantwortlich.

Dabei klingt seine Musik für Attila the Hun alles andere als rebellisch, bewegt sie sich doch auf eher ausgetretenen Hollywood Pfaden, wenn sie versucht, John Debneys wuchtige Musiken wie Lair oder Cutthroat Island nachzuahmen. Was Pemberton hierzu jedoch fehlt ist ein Leitmotiv, eine Melodie, ein roter Faden und der daraus resultierende Unterhaltungswert.

Er spart in seiner Möchtegern-„Fuck That“- Musik nichts aus, was in den letzten Jahren schon so oft aus Hollywood zu hören war. Effekthascherische, knallende Stahlplatten, enervierendes, weil abgenutztes Ethno-Gesäusel. Was an musikalischer Substanz fehlt, macht Pemberton durch zunehmende Lautstärke wieder wett, wenn nicht gerade ruhige, simple Streicherbögen für dramatische Untermalung sorgen. Es ist eigentlich nichts Aufsehenerregendes zu hören. Traditionelle Orchestersinfonik, dick aufgebläht, aber leider ohne viel dahinter. Ohne Tiefgang, dafür aber mit Ethnogesang in fast jedem Track, schleppt sich die Musik ohne nennenswerte Höhepunkte dahin. Kaum hat man es gehört, hat man es aufgrund der Austauschbarkeit gleich wieder vergessen. Große Crescendi, vorantreibende Streicherrhythmen, Alles wirkt dabei eher irgendwie zusammengeflickt als wirklich einheitlich. Schade, belanglos.

Seine Musik für Napoleon ist als Hörerlebnis durchaus besser, wenn auch keine Revolution in der Fernsehmusik. Pemberton arbeitete Einflüsse der Klassik („Busy Street“ mit Cembalo und Geige) ein, vermeidet – Gott sei Dank – Ethnogesang, reizvolles, weil ruhiges und entspannendes Klavierspiel („Doppett Attack“) sorgt für willkommene Abwechslung. Ansonsten lässt sich hier jedoch das Gleiche sagen wie zur Attila-Musik. Aufgeblähter Orchesterbombast, blass, da themenlos, relativ simpel gestrickt, auf die Dauer sehr ermüdend und nichtssagend. Entweder zu laut, zu oft Ethno oder einfach zu belanglos.

Es ist also keine „Fuck That“-Musik geworden. Vielleicht war es ein Versuch, gute Musik ist es aber nicht geworden.

Für Attila The Hun wären da wertungsmäßig wohl 1,5, für Napoleon2 Punkte angemessen, aufgewertet durch ein, zwei ganz reizvolle, aber leider zu kurze Tracks. Eine vertane Chance, gute epische Musik für epische Filme zu schreiben.

Stephan Eicke, 26.12.2009

 

HEROES AND VILLAINS: ATTILA THE HUN/NAPOLEON

Daniel Pemberton

Movie Score Media MMS-09020

60:38 Min. / 35 Tracks

 

 

 

 

 

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