Apt Pupil

Review aus The Film Music Journal No. 18/19, 1999

Der umstrittene Film von Bryan Singer über eine Reaktivierung eines ehemaligen Naziverbrechers durch einen neugierigen, hochbegabten Schüler basiert auf einer Novelle des Bestsellerautors Stephen King. Es spielen Ian McKellan, Brad Renfro und u.a. David Schwimmer. Die Kritik aber auch das Publikum haben recht unterschiedlich auf APT PUPIL (1997) reagiert, insbesondere in Europa war man eher zurückhaltend und so flog der Film schliesslich unter dem Radar der meisten Kinogänger – einig sind sich allerdings fast alle, was die Leistung der Darsteller angeht, die wirklich beachtenswert ausgefallen ist und wegen der allein man sich den Film gönnen kann. Popcornkino ist APT PUPIL freilich keines, im Gegenteil.

Als Schnittmaster und Komponist in Personalunion funktioniert John Ottman. Seine Musik ist ein Balanceakt zwischen jüdisch beeinflussten Klängen und Thrillerelementen – manchmal kommt einem der Score fast wie eine Parodie auf John Williams’ SCHINDLER’S LIST (1993) vor. Das Hauptthema setzt sich aus einer repetierenden Dreitonfolge zusammen und markiert mit einer steten Präsenz bereits ab dem Anfangstitel einen mystischen, bedrückenden und gleichzeitig kraftvollen roten Faden und Angelpunkt des Scores. Die Suspense- und Schockelemente, die im Film meist auf Rückblenden oder Traumsequenzen beruhen, wirken aufbrausend mit ihren plötzlich einbrechenden Blechscherzi sowie schwirrenden Violinenpizzicati («The Chamber»).

APT PUPIL ist ein äusserst düsteres Werk, dem Ottman mit seinem Hauptthema und einem zweiten bedeutsamen Motiv Rückhalt gibt, so dass man auch öfters reinhören mag, ohne sogleich in depressive Hörstimmung zu verfallen. Wie schon bei THE USUAL SUSPECTS (1995), dem Film, der Singer quasi über Nacht ganz nach oben katapultierte, amtete Ottman auch hier in einer heute eher seltenen Kombination. Zu guter Letzt bekommen wir einen durchaus sehenswerten Film und einen vielversprechenden Score. Meine CD übrigens weist nicht wie angegeben 21, sondern deren 22 Tracks auf und die Längenangaben sind ab dem achten Stück ungenau – Nebensache…

Phil, 1999

 

APT PUPIL

John Ottman

RCA

45:32 Min.
21 Tracks