Anna and the King

Review aus The Film Music Journal No. 21, 2000

Nach EVER AFTER ist dies die zweite Zusammenarbeit von Regisseur Andy Tennant mit George Fenton. Handelt es sich bei beiden Filmen um mehr oder weniger romantisch-märchenhafte Liebesgeschichten, liegt die Vermutung nahe, dass sich auch die Musik stilistisch ähneln könnte. Beim Hören wird diese Annahme bestätigt.

Fenton bediente sich wieder eines grossen Orchesters und schuf einen klassischen, im besten Sinne altmodischen Score. Eröffnet wird die CD mit dem Song «How Can I Not Love You». Fenton liess es sich dieses Mal nicht nehmen selbst zu komponieren und zu texten (!), zur Seite standen ihm dabei Kenneth Edmonds und Robert Kraft. Was soll ich sagen – der Titel klingt Hit und Oscar verdächtig. Die wunderschöne Melodie des Songs bildet gleichzeitig ein wichtiges Thema des Scores.

Die Geschichte ist ja in Siam, dem heutigen Thailand angesiedelt, da liegt es nahe, dass uns asiatische Klänge erwarten, aber Mr. Fenton bemüht nicht die Holzhammermethode, um den Hörer auf die geographischen Gegebenheiten hinzuweisen, sondern vermittelt es sehr dezent und unterschwellig. Dazu bedient er sich einer Reihe exotischer Instrumente und einer Percussion Abteilung, die sehr gezielt eingesetzt werden. Ansonsten wird der Score von Streichern dominiert und gibt sich romantisch und gefühlvoll. Solistisch hebt sich vor allem eine eindringliche Violine ab. Mit «Anniversary Polka» hören wir eine schwungvolle Polka und «I Am King, I Shall Lead» ist ein wunderbarer Walzer, ich glaube seit Nino Rotas «Waterloo Waltzer», aus dem gleichnamigen Film, wohl der beste, den ich seit langem gehört habe.

Nur an wenigen Stellen wird die Harmonie der Musik durch dramatische Töne unterbrochen. Der Cue «The Execution» erweist sich als brillante Klaviervariante des Titelthemas, im folgenden Track «Anna Returns» gibt es selbiges Thema nochmal in einer grossartigen Orchesterfassung. «The Bridge» ist ein fast siebenminütiges Stück, welches etwas düster und dramatisch daher kommt. Mit dem sehr schönen «Have Danced with a King» klingt die CD nach fast einer Stunde aus.

Der Score ist Balsam für Ohren und Seele und jedem zu empfehlen, der es romantisch verträumt mag. Um es mit Andy Tennants Worten zu sagen: «The Music is magnificent». Dem ist nichts hinzufügen.

Ronald Kuss  |  2000

ANNA AND THE KING
George Fenton
La Face Records
59:13 | 18 Tracks