The Andromeda Strain

Gil Mellé

Intrada Special Collection Volume 121

26:13 Min.
8 Tracks

Limitiert auf 1500 Stk.

Ich hör’s schon: „Wieso tut er sich denn bloss so eine Musik an?“ Ganz einfach: Der Film von Robert Wise gehört zu meinen liebsten Science Fiction Streifen überhaupt. Das klaustrophopische Ambiente in dem riesigen, unterirdischen Laboratorium, die apokalyptische Ausweglosigkeit durch einen tödlichen, ausserirdischen Virus ausgelöst, der dokumentarische, klinisch-sterile Stil, das alles hat mich vor langer Zeit, als ich den Film in den 80ern zum ersten Mal auf Video gesehen habe, gepackt. Noch heute hat The Andromeda Strain etwas zeitlos Spannendes, ein Film, den ich immer wieder gerne sehe.

Etwas anders sieht es mit der schon sehr besonderen Komposition von Gil Mellé aus, von dessen Filmarbeiten bisher so gut wie nichts veröffentlicht wurde. Mellé hat sich mit Musiken zu Serien wie The Six Million Dollar Man (ja, der mit Lee Majors) und unzähligen anderen TV-Produktionen einen Namen gemacht, u.a. steuerte er zu vier frühen Columbo Folgen die Musik bei, so auch bei einem von Steven Spielberg inszenierten Piloten mit Titel Savage.

Wohl am raschesten in Verbindung gebracht wird Mellé aber mit The Andromeda Strain, für den sich Regisseur Wise einen völlig atonalen Score abseits von Harmonien und Melodien wünschte. Dafür griff Mellé, der kurzzeitig als Jazzmusiker und in den 50ern erfolgreich als Designer von Plattencovern beim Label blue note tätig war, auf elektronische Hilfsmittel zurück, verfremdete Klavierklänge und Kontrabässe, setzte Töne von umfallenden Bowlingpins und anderen Aufnahmen „aus der Natur“ ein. Er entwickelte für den Score gar den ersten perkussiven Synthesizer, das Percussotron III, also sowas wie die erste drum machine.

Alleine diese Aufzählung dürfte bei dem ein oder anderen Leser schier die Nackenhaare empor stehen lassen. Nicht zu unrecht, denn was Mellé hier kreiert hat, ist wirklich nur in Erinnerung an den Film anhörbar – oder man ist ein Fan von „musique concrète“ und elektronischer Experimentierlust. Es pulsiert also heftigst, klingt „wunderbar“ nach 70er Analogsynthie und sehr oft nach Sounddesign, wie man es heute umschreiben würde. Der Einsatz des Percussotrons ist durchaus interessant, insbesondere dann, wenn wie im Booklet zu lesen ist, Mellé zB. im abschliessenden Track Strobe Crystal Green ohne jegliches Overdubbing auskam.

Einmal nur, im Track OP, ist so etwas wie Leichtigkeit und ein Hauch (oder Häuchchen) Musik, ja fast Melodie, zu erkennen. Alles andere gehört ins Lager des filmdienlichen Klangdesigns, wenn auch mit einigem mehr an Aufwand verbunden als es heute zu machen wäre. Zum dokumentarischen, beobachtenden Stil des Films passt dieser kurze, sehr spezielle Score allerdings wirklich sehr gut – insbesondere der sich unaufhaltsam ausbreitende Virus, den die Menscheit mittels eines abgestürzten Satelliten selber auf die Welt geholt hat, erhält mit Mellés Musik einen geeigneten Kompagnon.

Die Intrada CD, limitiert auf 1500 Stk., entspricht exakt dem damaligen LP-Programm, für dessen Erstellung Wise selber in die Tasche gegriffen haben soll. Die LP erschien in limitierter Form im Hexagondesign, das für den Film optisch eine wichtige Rolle spielte und ebenfalls zu 10’000 Stück in normaler Pressung. Was ich nicht wirklich goutieren kann, ist, dass Intrada eine knapp mehr als 26 Minuten dauernde CD herausbringt anstatt den Score mit einer anderen Musik zu koppeln. Möglichkeiten hätte es sicher gegeben.

Phil, 2.3.2010

 

 

 

 

 

 

 

 

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