Gabriel Yared Colosseum/Varèse Sarabande VSD 6994.2 53:43 Min. 13 Tracks
Ein Blick in die Trackliste der CD lässt Großes erwarten. „Flight to Wales“, „The Escatasy of Flying“, „Vagabond of the Air“ oder „Final Flight“ machen neugierig und die Erwartungshaltung gehen in Richtung heroische und aufbrausende Sinfonik. Aber auf der anderen Seite stehen romantische Tracks wie „Amelia and George“, „Amelia and Gene“ oder „Radio Love Call“ die einen nüchternen Blick auf die Filmmusik werfen.
Amelia Erhart war die erste Frau, die ein Flugzeug über den Transatlantik steuerte. Sie widerlegte das Klischee, dass Frauen nur den Haushalt zu führen haben und bricht in eine von Männern dominierte Welt ein. 1937, bei einem Flug über den Amazonas, verschwindet sie spurlos.
Gabriel Yared legt für seinen Score zwei unterschiedliche musikalische Themen an. Ein nebulöses und mit lang gezogenen Tönen verschachteltes Flötenmotiv steht Pate für die Schönheit des Fliegens und der grenzenlosen Freiheit. Dagegen stellt Yared ein romantisches Streicherthema, das im „oldfashioned look“ gleichzeitig den Flair der 30er Jahre einfängt. Gleich im eröffnenden Track erklingen beide Themen und zeichnen quasi ein Portrait von Amelia, wohingegen das wohlklingende Flötenmotiv leicht an Richard Strauss und seiner „Alpensinfonie“ erinnert (Nacht, Elegie und Sonnenuntergang), so ist das romantische Thema eindeutig im John Barry Stil gehalten. Beide Themen werden im weiteren Verlauf des Scores öfters zitiert, doch nur minimal variiert. Für den verklärten Blick auf eine uns ferne Epoche orchestriert Yared das Romantik-Thema für Klavier und Streicher. Für die Spannungsmomente werden typische rhythmische und pulsierende Orchesterklänge aufgefahren. Sparsam werden ethnische Elemente beigemengt.
Im 11 minütigen „Final Flight“ erklingt fast ausschließlich das im Eingang erwähnte Flötenmotiv. Meditativ und monoton (wie der Flug selber) zugleich. Es wird mit elektronischen Sounds untermalt und angereichert. Dynamik erzielt Yared nur, indem er das Motiv vom Orchester in aufbrausender Weise übernehmen und erklingen lässt. Amelia ist eine Musik von alter Fasion, „oldfashioned“ eben, komponiert von einem old school Komponisten – ein durchweg melodischer Score, in dem die Hauptelemente der Musik wie Leitmotive verwendet werden. Kompromisse und Zugeständnisse an vorherrschende Musik finden sich einzig in den Spannungsmomenten und in der Verwendung elektronischer Sounds. Diese sind aber kaum wahrnehmbar und wirken nicht störend.
Bernd, 1.12.2009
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