Always

ALWAYS ist eine der weniger spektakulären Zusammenarbeiten von Spielberg und Williams, was vor allem im damaligen, zeitlichen Kontext bemerkenswert ist, wenn man sich nämlich in Erinnerung ruft, was die beiden in den Jahren zuvor so alles auf die Leinwand gezaubert haben. Dass ALWAYS vor dem Hintergrund kein besonders großer Erfolg wurde, schreibt sogar Mike Matessino in seinen Liner Notes, wenn auch eher euphemistisch formuliert.

Tatsache ist, dass sich Spielberg und Williams mit diesem Werk quasi neu erfinden. Keine dröhnende Action, kein Suspense, kein großes Drama. Sondern eine sehr gefühlvolle Mischung aus Melodram und Komödie. Das Ergebnis ist, vor allem für damalige Spielberg‘sche Verhältnisse, von leisen, romantischen und nachdenklichen Tönen geprägt.

Dass Pete, die Hauptfigur, nach seinem tödlichen Unfall als Schutzengel zurückkehrt, der Film also quasi zwischen Himmel und Erde spielt, führt dazu, dass Williams‘ Score über weite Strecken im wahrsten Sinne des Wortes traumhaft und an manchen Stellen schon fast meditativ („Pete In Heaven“) ausfällt. Aufgrund diverser Songs (die auf diesem Album nicht dabei sind) setzt der Score erst relativ spät im Film ein und definiert mit den ersten beiden Stücken „Intimate Conversation“ und „Premonitions“ diese sehr ruhige Gangart. Der Score ist durchgängig sehr melodisch. Das wunderbar romantische Hauptthema kommt immer wieder gekonnt variiert zum Einsatz. Mal steht es als Treiber im Vordergrund und mal hält es sich – lediglich unterstützend – zurück.

Mit dieser sanften Melodiösität, die Williams nicht mal in den spannenderen Passagen aufgibt, erzeugt er eine extrem kohärente Atmosphäre, die eine entrückte Vertrautheit ausstrahlt und in die hinein man sich gerne fallen lässt.

Nur ein einziges Mal fühlt man sich mit dem komödiantischen „Follow Me“ wach gerüttelt, um gleich anschließend wieder in dieser musikalischen Traumlandschaft zu versinken und Stück für Stück dem sehr emotionalen aber nicht überkandidelten Finale („Rescue Operation“, „Among The Clouds“, „Dorinda Solo Flight“) entgegen zu gehen.

Was diese Atmosphäre betrifft, ist der Score zu ALWAYS tatsächlich einzigartig. Und zwar nicht nur, was Spielbergs Filme angeht, sondern auch im filmischen Gesamtwerk des Komponisten.

Und daher erscheint es auch trotz aller Erwartungen, die man seinerzeit an Spielberg hatte, ungerechtfertigt, dass ALWAYS weniger Beachtung fand.

Aber dies wird ja nun mit dieser Edition, die vorzüglich von Mike Matessino remastered wurde, korrigiert. Dabei ist der erweiterte Umfang von Williams‘ Original Score gar nicht das allein schlagende Argument, sich (nach dem 1989er Album) diese CD zuzulegen. Denn da kommen in der Score Präsentation gerade mal knappe zehn Minuten hinzu, der Rest sind alternative Versionen. Viel mehr ist es die Summe aus einem weitgehend vollständigen Score in chronologischer Anordnung der Tracks (anders als im ursprünglichen Album) ohne Songs in verbesserter Tonqualität (mehr Dynamik, mehr Detailreichtum), die eine (Neu-)Anschaffung absolut rechtfertigen.

Klaus, 18.8.2021

 

ALWAYS

John Williams

La-La Land Records

79:45 Min.
21 Tracks