Jed Kurzel ist noch kein allzu bekannter Name im Filmgeschäft, doch hat er mit MACBETH und insbesondere mit ASSASSIN’S CREED durchaus für Furore gesorgt und mit letzterem einen veritablen Hit gelandet (rund 250 Mio. $ Einnahmen weltweit sind durchaus okay). Mir fiel der Name zum ersten Mal vor 2 Jahren beim recht gelungenen Western SLOW WEST auf. Kurzel ist Australier, 1976 geboren und musiziert nebst seiner Filmkomponistentätigkeit in seiner Band The Mess Hall.
ALIEN: COVENANT ist durchaus ein grosser Sprung ins absolute A-Picture Business für Kurzel, die Frage heutzutage ist allerdings ob und wie lange sich ein Komponist dort halten kann. Die Zeiten von 30 jährigen Karrieren ganz oben scheinen vorbei zu sein, jedes Jahr tauchen neue Namen auf, die so schnell verschwinden, wie sie gekommen sind. Wie dem auch immer sei, Kurzel reiht sich hier in eine illustre Gilde an Komponisten ein: Jerry Goldsmith, James Horner und der heute leider kaum mehr im Film tätige Elliot Goldenthal fertigten unvergessliche Scores für die Franchise an, die inzwischen mehrere Fortsetzungen bzw. Prequels erfuhr.
ALIEN: COVENANT ist der Nachfolger von PROMETHEUS und spielt ein paar Jahre vor den Geschehnissen in ALIEN. Ridley Scott führte Regie und verzichtete auf seinen einstigen Hauskomponisten Marc Streitenfeld, dem bei PROMETHEUS ähnlich widerfuhr wie Goldsmith zuvor bei ALIEN und LEGEND. Vorhang auf also für Jed Kurzel.
Seine Musik ist in manchen Teilen eine Ode an ALIEN, Goldsmith erhielt gar einen Titel im Abspann und im CD-Booklet (letztere Bezeichnung kommt mir beim vorhandenen Faltblättchen nicht so leicht über die Finger): Alien Theme by Jerry Goldsmith. Kurzel also verwendet das Auftaktthema aus Scotts famosem Spaceschocker von 1979, aber auch das zeitlose „einsam im Weltraum Motiv“ der Holzbläser, als die Kamera durch die menschenleere Nostromo fuhr, selbst John Frizzell kam in ALIEN: RESURRECTION nicht darum herum. So oder so unterscheidet sich Kurzels Musik deutlich von der Streitenfeld/Gregson-Williams Komposition zu PROMETHEUS. Dann wiederum ist ALIEN: COVENANT auch ein ganz anderer Film (was ja zunächst nicht so geplant war). Das Goldsmith Thema ist unter anderem bei 0:45 in Track 2 „The Covenant“ zu hören oder in „Planet 4/Main Theme“, hier wieder mit dem sich wiederholenden 2 Noten-Motiv als Mitläufer. Gut gemacht, das darf man sagen.
Wenig Zeit bleibt Jed Kurzel für einen Durchschnaufer wie in „A Cabin on the Lake“ oder das Hornthema in „Sails“ mit dem langsamen crescendo hin zum Finale des Stücks. Weitere starke Anspieltipps des CD-Beginns ist „Launcher Landing“.
Zu Beginn des Horrortrips, nachdem die Crew auf dem Planeten gelandet ist, verwendet Kurzel elektronische Zugaben zuhauf und verfremdet/tweaked akustische Instrumente wie etwa in „Spores“ oder dem langen „The Med Bay“, in welchem er Sound um Sound hinzufügt um Spannung zu erzeugen. Erahnen kann man in „Dead Civilization“ Klänge aus PROMETHEUS ohne aber, dass Streitenfeld oder Gregson-Williams zitiert werden. Das passiert zwar im Film, nicht aber auf der CD. Kommen wir zu den Schockern, so darf der Zuhörer mitten in „Face Hugger“, wie es sich gehört bei diesem Titel, mal heftig aus dem Hörsessel springen. Abgeschlossen wird die CD mit Kurzels „Alien Covenant Theme“, davon hätte es ohne weiteres mehr sein dürfen.
Kurzels Musik hinterlässt einen überraschend guten Eindruck, nicht nur im Film, sondern auch auf CD. Die Mischung aus Kurzel/Goldsmith/Orchester/Elektronik/verfremdete-Instrumente ist gelungen und dürfte für den Genreliebhaber ebenso Spass bereiten wie für den Fan der Franchise. Mir allerdings hätte es etwas mehr Orchester und etwas weniger der pfundigen Rhythmen sein dürfen.
ALIEN: COVENANT Jed Kurzel Milan 399-914-2 58:57 Min. / 22 Tracks
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