Review aus The Film Music Journal No. 19, 1999
ALICE IN WONDERLAND als Realfilm fürs TV mit einer unglaublichen Starbesetzung. Was soll man davon halten, wenn ein TV-Film ein solches Aufgebot hat? Richtig: gar nichts. In diesem Fall versuchte man damit nämlich offensichtlich über die ausgeprägten Schwächen des Films hinweg zu täuschen. Schwächen, die sich jedoch nur auf Drehbuch und Umsetzung beziehen. Musikalisch hat der Film nämlich einiges zu bieten. Viel mehr, als man erwarten sollte.
Richard Hartley, ein im Kino äußerst selten gehörter Komponist, legt hier eine beachtliche orchestrale Partitur vor, die einem groß angelegten Kinofilm ohne Probleme zur Ehre gereichen könnte! Der Score wirkt über seine gesamte Länge homogen und geschlossen. Auch die Lieder, gesungen von den verschiedenen Figuren der Geschichte, fügen sich nahtlos in das Gesamtbild ein (ganz im Gegensatz zu Disney, wo die Songs um ihrer selbst Willen in letzter Zeit mit der Brechstange in die Geschichte eingefügt werden). Hartley schafft es also, die verschiedensten Figuren und unterschiedlichsten Situationen, für die dieses Märchen ja bekannt ist, treffend zu untermalen, ohne jedes Mal einen neuen Stil oder Klang einzuführen. Seine Musik ist, abgesehen von ein paar kurzen Ausnahmen, sanft, verspielt, romantisch und fröhlich, an einigen Stellen sogar mit irischen Klängen angereichert. Es ist im wahrsten Sinne ein märchenhafter Score, der für diesen Film viel zu schade ist und deshalb weniger Beachtung finden wird, als er verdient hätte.
Klaus | 1999
ALICE IN WONDERLAND
Richard Hartley
Varèse Sarabande
71:07 | 40 Tracks