Um Robert Folk ist es sehr ruhig geworden. Leider. In den 80ern und 90ern ist Folk durch seinen orchestralen, thematisch geprägten Scores bekannt geworden, wenn auch ein gewisser Teil ohne offizielle Veröffentlichung blieb. So wartet man noch heute auf den feinen Actioner Tremors oder eine Police Academy Scheibe mit Folks Musik. Intrada brachte anfangs der 90er Jahre immerhin den deftigen Actionscore zu Toy Soldiers (mit dem unvergesslichen trompeten Thema) und Beastmaster II unter die Leute und nicht zuletzt mit der schönen Doppel-Promo Selected Suites wurde Folk bei so manchem Filmmusikfan zum Begriff. Er blieb mit Ace Ventura: When Nature Calls im Box Office Geschäft, doch nach dem Van Damme Streifen Maxiumum Risk (1996) wurde es immer leiser um den Komponisten. Gehandelt als Geheimtipp und Newcomer im orchestralen Bereich, musste sich Folk mehr und mehr mit Komödien abmühen – ein Überbleibsel der Police Academy Reihe zweifellos.
Gerade hat Varèse einen neuen Folk Score herausgebracht, There Be Dragons, und so scheint Intradas Veröffentlichung des 1994er A Troll in Central Park (der Film trug auch den Atlernativtitel Stanley’s Magic Garden) gerade richtig getimed. Troll entstand in den eigens von Don Bluth und Gary Goldman errichteten Studios in Dublin, allerdings unter schwierigen Umständen, denn die Finanzen waren so knapp, dass zB. Papier benutzt werden musste, auf das zuvor schon mal gezeichnet wurde. Leider halfen auch die Einspielergebnisse nicht, Troll blieb ein wenig gesehenes Zeichentrickabenteuer.
Regisseur Don Blut machte sich zuvor einen Namen mit The Secret of NIMH und An American Tail, während Gary Goldman zumeist als Produzent und Co-Regisseur u.a. auch mit Bluth arbeitete (All Dogs Go to Heaven, Anastasia).
A Troll in Central Park ist ein wirklich gelungener, melodiös orchestraler Score, dem man die Handschrift Folks vom ersten Takt weg anhört. Ein Hauptthema bestimmt hier Folks Musik, es stammt von einem der zwei Songs, die Folk für den Film geschrieben hat, die aber nicht mehr aufzufinden waren und somit nicht auf die CD gebracht werden konnten. Viele kleine Motive und Spielereien werden ebenfalls verarbeitet und es liegt an Folks Können, dass dies alles als kohärentes Ganzes und mit viel Spass anzuhören ist.
Troll beginnt „Main Title and Magic Thumb“, hier ist sogleich das noble Hauptthema in dynamischem 6/4 zu hören, ehe Folk auch schon die ersten düsteren Momente erklingen lässt. Im letzten Teil von Track 1 ist auch ein kleiner Marsch zu hören, begleitet von Chor, eine erste Verbindung zu den Bösewichten der Geschichte und ganz nett gemacht (bloss, was singen sie da? „Skoll!“, „Troll“?). In Stücken wie „Waltzing“, „Meteor Ride“ und im letzten Drittel des hübschen „Bed of Flowers“ tauchen diese Motive wieder auf.
Um den Troll bei seiner Ankunft in New York – er wurde von der Trollfraktion in den Central Park verbannt, weil er unerlaubt zauberte mit seinem grünen Daumen – musikalisch zu begleiten, verwendet Folk ein schwungvolles komödiantisches Element: „The N.Y.C. Experience“. Und in „Nuts and Butterflies“ sind gar gershwinesque Passagen zu vernehmen. „The Old Soft Petal“ ist ein weiteres Stück von eher komischer Art. Dramatischer und beschwingt wird es in Stücken wie „Ride the Sail Boat“ und „The Final Battle“.
Der bezaubernde Track „That First Kiss“ mit dem Knabenchor zu Beginn erinnert an James Horner, überhaupt hat das magische Moment des Scores durchaus einen Horner-Touch, wenn man so sagen darf. Kennt man allerdings einige der Werke Folks, so weiss man auch, dass sein Stil verspielter ausfällt als jener Horners. Gut zu hören hier in Troll.
Ehe der Score schliesst, nimmt sich Folk in „Home and Family“ Zeit um die melancholische Heimkehr der Abenteurer mit emotionalen Klängen und Melodien zu untermalen. Den Abschluss bildet „End Credits“, die nicht separat eingespielt, sondern aus verschiedenen Teilen des Scores zusammengefügt wurden. Ganz gut gemacht und ein schöner Abschluss einer wirklich feinen Filmmusik.
Eingespielt wurde Troll in Irland vom Irish Film Orchestra(s), zusammengestellt aus drei Ensembles Irlands plus einigen Solisten aus London und Chor. Es war durchaus oportun zu jener Zeit in Irland einzuspielen, wo die Fees deutlich unter jenen in Hollywood war. Eine Suite zu Troll in Central Park war auf der Promo Selected Suites enthalten.
Es ist ein Markenzeichen von Don Bluth, dass die Musik nicht nach Zeichentrick „mickey mousing“ klingt, sondern nach Abenteuer, Wunderwelten und Emotionen. Zum Glück, denn so haben wir mit A Troll in Central Park einen wirklich feinen Zeichentrickscore, der es mit jenen, die in den 90ern gerne und oft „Oscar-prämiert“ wurden, locker hätte aufnehmen können.
Abgerundet wird die CD mit einem guten Booklet mit Liner Notes von Tom Greiving und Douglass Fake.
A TROLL IN CENTRAL PARK Robert Folk Intrada Special Collection 195 64 Min. / 15 Tracks
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