TAKE HER, SHE’S MINE ist eine Komödie von Henry Koster, der uns die wundervollen HARVEY (1950) und MR. HOBBS TAKES A VACATION, aber auch den drögen THE ROBE (1950) brachte.
Jimmy Stewart spielt in dieser Broadway-Adaption einen Vater, der mehr schlecht als recht versucht seine Tochter (Sandra Dee), die vom Mädchen zur jungen Frau wird, vor allerlei schlechten Einflüssen zu beschützen als sie ans College geht. Frank Michaelson (Stewart) bringt sich dabei selber immer wieder in grössere Schwierigkeiten.
Der Film entstand als einer der ersten bei 20th Century Fox, nachdem das Studio wegen diverser teurer Flops (wie CLEOPATRA) kurz davor stand zu schliessen. Darryl F. Zanuck übernahm und brachte den einstigen Giganten wieder zum Erblühen. Weniger Glück hatte TAKE HER, SHE’S MINE, der kurz vor dem Attentat auf Präsident Kennedy in den Kinos startete und zwischen Stuhl und Bank einer gelähmten und geschockten Nation geriet.
Goldsmith Musiken, die bisher noch keinerlei Veröffentlichung auf Tonträger erfahren haben, sind zur Rarität geworden. BLACK SADDLE, FACE OF A FUGITIVE oder THE DON IS DEAD zählen etwa dazu, TAKE HER SHE’S MINE kann derweil abgehackt werden. Doch gleich vorweg, dieser Komödienscore klingt eher wenig nach Jerry Goldsmith, der im selben Jahr ausserdem LILIES OF THE FIELD, A GATHERING OF EAGLES, THE LIST OF ADRIAN MESSENGER, THE PRIZE und THE STRIPPER vertonte und seine erste Oscarnomination (für FREUD) abholte.
Mit ein Grund für das lange Warten auf TAKE HER, SHE’S MINE waren die schlechten Mono-Bänder, die überlebt haben; ausserdem war, so Mike Matessino, die Musik darauf auch sehr leise abgemischt. Dank heutiger Technologie klingt die Musik als hätte nie ein Problem bestanden.
Der Score beginnt in den ersten Sekunden mit verspielten Comedyelementen, Soloinstrumenten, die sich innerhalb eines einzelnen Taktes abwechseln ehe der eigentliche «Main Title» beginnt, ein hübsches Titelmotiv im damals wieder aufkommenden Swingjazz.
Der Einsatz der Tuba und gestopften Trompeten in «Art Lesson» (das zweite Thema des Films ist hier enthalten) und «Campus March» lässt andere Genrearbeiten wie DENNIS THE MENACE erahnen. Doch dahin war es noch ein langer Weg. Goldsmith lässt es sich hier nicht nehmen, eine Zirkusorgel (Calliope) einzusetzen. Desweiteren spielt er die Karte Paris (in das es Sandra Dee der Liebe wegen verschlägt) mit einem Akkordeon aus («Young Lovers»). Weitere musikalische Ausflüge gibt es mit einer «Rock’n’Roll» Version des Klassikers «Chattanooga Choo Choo» und «Jerry’s Baby» mit einem zünftigen Saxophonsolo. Also, wie wohl raus zu lesen, TAKE HER, SHE’S MINE ist zwar eine witzige, aber auch recht schwierig anzuhörende Angelegenheit und sicher keine CD, die regelmässig ihre Runden im Player drehen wird.
Die Intrada CD hat es sich nicht nehmen lassen und präsentiert den Score gleich in zweifacher Ausführung: In Stereo und in Mono, ansonsten gibt es keinerlei Unterschiede. Das ist doch recht speziell, aber wenn man genügend Platz hat auf der CD…
Phil 26.5.2020
TAKE HER, SHE’S MINE
Jerry Goldsmith
Intrada Special Collection
64:34 Min.
40 Tracks