Jimmy Hoffa war Gewerkschafter mit Leib und Seele. Er schreckte dabei nicht vor Gewalt zurück, um seine Ansichten durchzubringen und eine Zusammenarbeit mit der Mafia verhalf seinen Teamsters zu Erfolgen wo sie ohne weitere Gewaltausbrüche kaum durchsetzbar gewesen wären. Hoffa setzte sich für seine Fahrer ein, die lange den Gängeleien ihrer Bosse ausgesetzt waren und er war ein erbitterter Gegner des Kennedy-Clans und wurde vom damaligen Senator Bobby Kennedy vor einen Untersuchungsausschuss zitiert.
Das zeigt Danny DeVito Zusammen mit Drehbuchautor David Mamet, damals einer der gefragtesten Schreiber in Hollywood, in seinem (visuell toll gemachten) Traumprojekt. Nach Erfolgen mit den Komödien THROW MOMMA FROM THE TRAIN und WAR OF THE ROSES hatte sich DeVito einen Platz als Regisseur geschaffen, den er als Darsteller bereits erreicht hatte. DeVito schaffte es Jack Nicholson für die Hauptrolle zu gewinnen, der nach seinem Regiewerk THE TWO JAKES eigentlich keine Lust auf die Rolle hatte. Doch DeVito war unnachgiebig und so kam es zu einer weiteren Nicholson Glanzrolle. Pech für ihn, dass er bei den Oscars für A FEW GOOD MEN in der Nebenrollen-Kategorie sich das Goldmännchen holte, bei den «leading roles» war er nicht einmal nominiert (immerhin gewann er den Golden Globe dafür) – HOFFA gehört zu Nicholsons favorisierten Filmen. Doch war dem Streifen kein grosser Erfolg beschieden, vor allem ausserhalb der USA kannte kaum jemand Jimmy Hoffa und die Gewerkschaftsgeschichte der Vereinigten Staaten stiess auf wenig Interesse.
Als Komponist griff DeVito wieder auf David Newman zurück, der bereits THROW MOMMA FROM THE TRAIN und WAR OF ROSES für ihn betreute. David Newman ist der Sohn des grossen Alfred Newman. Seine erste Filmmusik schrieb er für Tim Burtons Kurzfilm FRANKENWHEENIE (1984) und mit dem B-Picture-Grusler CRITTERS (1986) folgte sein erster Score für einen Kinofilm. Es folgten Hits wie BILL & TED’S EXCELLENT ADVENTURE (und dessen Sequel), THE MIGHTY DUCKS und beachtete Scores wie MR. DESTINY (1990).
Für HOFFA hat Newman zwei wichtige Motive komponiert, die er interessanterweise zuvor für den Trailer (ein Umstand der selten ist) des Films geschrieben hat. Somit konnte er früh einen rote Faden spannen und vorab eine musikalische Identifikation für den Film schaffen. Die beiden Themen gehören zusammen (oft auch gemeinsam mit einem Zwei-Noten-Motiv ergänzt) und sind durch den gesamten Score durch präsent. Seine Hornfanfare ist dabei weniger als heroischer Angelpunkt für den alles andere als lupenreinen Hoffa denn vielmehr für die Gewerkschaftsbewegung gedacht. Kraftvoll, unbeugsam aber auch schwermütig und unheilvoll Newman Hoffa durch eine wahre Achterbahnfahrt über einen Zeitraum von den Anfangsjahren in den 40ern bis Mitte der 70er, ohne ihn zu glorifizieren sondern sein Tun zu untermalen (selbst in der Szene, in der die Lastwagenfahrer Hoffa mit Hupen auf dem Weg ins Gefängnis begleiten, ist es der Zusammenhalt, der emotionell unterstrichen werden soll). HOFFA ist ein üppig orchestrierter, mitreissender Score, ernsthaft, geradeaus und dennoch, die Musik zeigt ein Auf und Ab an Emotionen, die Hoffa durchmacht («Billy Flynn» und «RTA Riot and Wake»). Abgeschlossen wird die eindrucksvolle Komposition mit einer toll gemachten, bewegenden Schlusstitelmusik «Hoffa End Credits».
Fazit: Der intensive HOFFA ist mit MR. DESTINY wohl David Newmans beste Arbeit. Bedauernswert, dass beide Filme nicht erfolgreicher waren, vielleicht hätte sich für den Komponisten ein Türchen abseits seiner vielen Komödienarbeiten geöffnet.
Auf seinem eigenen Label brachte Fox 1993 eine CD mit 42 Minuten Laufzeit auf den Markt. Die La-La Land CD enthält 78 Minuten Musik, davon sind rund 20 Minuten unter «additional music» eingereiht. Netto ergibt das eine Filmscore-Dauer von ca. 58 Minuten. Das 24 Seiten Booklet enthält einige spannende Infos von Tim Grieving.
Phil, 27.4.2020
HOFFA
David Newman
La-La Land Records
77:53 Min.
35 Tracks