Jerry Goldsmith Lala-Land Records LLLCD1169 60:27 Min. 26 Tracks Limitiert auf 3000 Stk.
Eigentlich sollte aus Bad Girls ein ziemlich harter Damen-Western werden, doch der Dreh wurde nach 2 Wochen gestoppt und die Regisseurin Tamra Davis (Billy Madison, Crossroads – ja, der mit Britney Spears) gefeuert. Jonathan Kaplan (The Accused), ein anderer Hollywood „Frauenversteher“, übernahm und heraus kam nach Wochen von Shootings mit ständigen Drehbuchänderungen (on der ersten Drehbuchversion blieb nichts übrig) ein ziemlich glattes Wildwest-Werk, ohne Ecken und Kanten, unterhaltsam ja, aber das war’s dann auch. Die Story von vier ehemaligen Prostituierten, prominent besetzt mit Andie McDowell, Madeline Stowe, Drew Barrymore und Mary Stuart Masterson als Outlaws zog allerdings an den Kinokassen auch so nicht besonders und so blieb wie so einige Male, zuvor und danach bei einem Goldsmith-Projekt, einem nur der Satz übrig: „Aber die Musik war Klasse!“
Das war sie auch, insbesondere eben im Film wo der Score so richtig auftrumpfen konnte, vor allem dank Goldsmiths fulminantem und mitreissendem Hauptthema und wuchtigen Actionpassagen. Sein Bad Girls Thema ist ein feiner Ohrwurm. Goldsmith verwendet dieses in Gänze oder in Teilen in Spannungsmomenten (Josh’s Death, The Hanging), als Liebesthema (oder als romantisch verklärtes Thema) und eben als prominentes Titelthema, so dass es einen richtiggehend verfolgt. Für die üblen Schergen ist ein mexikanisch angehauchtes Motiv vorgesehen (Bank Job), während ein weiteres Motiv die Actionszenen zusätzlich beigleitet (Jail Break).
Geschrieben für ein grosses Orchester sind es das Blech, Goldsmiths wie immer transparent brillante Violinen und die knackige Perkussion (Timpani, Schellenring, Tomtoms), die am auffälligsten in der grossangelegten musikalischen Szenerie sind. Eine Sologitarre erweist dem Film seine Western Referenz, sie wird zumeist in den romantischen Passagen, aber auch in Suspensestücken eingesetzt. Dazu kommen einige Synthesizerklänge, wie sie in dieser Zeit auch in The River Wildund The Shadow zu hören waren. Überhaupt hat Bad Girls einiges von The River Wild (oder umgekehrt), die spürbare Abenteuerlust und die Verwendung eines starken Hauptthemas und kolossalem Actionmaterials allen voran.
Bad Girls ist ein wuchtiger Westernscore mit viel Pfeffer, prächtig und „maskulin“, fast von hinten bis vorne – nur wenn das Hauptthema gespielt von Gitarre, E-Piano, den Holzbläsern und Streichern erscheint, wir die weibliche, romantischere Seite des Films unterstrichen.
Neu aufgelegt in einer 60 Minuten Version, also 22 Minuten länger als die einstige Fox-CD, bringt Lala-Land 14 neue Tracks ans Licht, dazu noch einen mit zusätzlicher Musik. Diese Version ist nicht weniger fulminant als das kurze Original. Thematisch kommt dabei zwar nichts Neues vor, das hat die alte Scheibe bereits abgedeckt, aber weitere Variationen der Motive und ein mehr an Action- und Spannungstracks dürften dem Goldsmith-Fan bestens behagen. Zusätzlich wurde die Veröffentlichung mit Liner Notes von Jeff Bond ausgestattet, mit kurzen Vorabinfos zum Film und Track-by-Track Vorstellung, ganz gut .
Phil, 11.7.2011
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