Rowan Atkinson wird für immer mit Mr. Bean assoziiert werden. Das ist für einen Schauspieler, der durchaus auch andere Facetten hat, sicherlich kein kleines Problem. Und dass Atkinson auch anders kann, wissen wir spätestens seit den ersten beiden Filmen zur ersten Staffel der BBC Produktion MAIGRET. Diese Georges Simenon Verfilmungen spielen zwar in Frankreich, werden aber fast durchgehend mit britischen Darstellern besetzt und sind im Original also englisch und nicht etwa französisch gesprochen. Das sollte allerdings kein Problem an sich darstellen. Freilich gibt es aber Fans des Simenon Charakters, die Atkinson als Maigret nicht akzeptieren und in ihm immer den Bean sehen werden. Da ist guter Rat dann einfach teuer und man kann nur raten die Scheuklappen ein wenig auszuweiten oder ganz abzulegen, denn was der Engländer hier bietet ist wirklich ausnahmslos toll gespielt. Über die Behandlung seiner Pfeife allerdings darf der geneigte Pfeifenraucher, dem gewisse Details nicht entgehen werden, aber durchaus verwundert sein. Für MAIGRET STAFFEL 2 wurden die Simenon Vorlagen „La nuit du carrefour“ und „Maigret au Picratt’s“ verfilmt, mit den künstlerischen Freiheiten hie und da etwas wegzulassen oder zu ergänzen. Wieder zwei erfreuliche neue Maigret 90 Minüter, wenn ich auch bei Letzterem einige Mühe mit dem tückischen englischen Akzent so manches Darstellers hatte.
Erscheinungsdatum: 27.12.2017
Dass George Clooney als Regisseur mindestens so gut ist wie George Clooney als Darsteller wissen wir seit CONFESSIONS OF A DANGEROURS MIND und GOOD NIGHT, AND GOOD LUCK. Sein 2017er Film SUBURBICON ist eine rabenschwarze, bitterböse und nicht immer leicht zu verdauende aber bemerkenswerte Mystery-Komödie. Matt Damon spielt einen Familienvater, der mit seiner seit einem Autounfall an den Rollstuhl gefesselten Frau (Julianne Moore), deren Zwillingsschwester und dem kleinen Nicky (Noah Jupe aus WONDER) in einer typischen amerikanischen Vorstadt (namens Suburbicon eben) der 1950er Jahre lebt. Doch als eine afroamerikanische Familie nebenan einzieht, gerät die ruhige Vorstadtidylle aus den Fugen. Das ist allerdings nur ein Nebenschauplatz – mehr sei nicht verraten um diesen zynischen Clooney zu geniessen. Letzteres kann man auch in Sachen Darsteller sagen, Damon, Moore, Jupe sind hervorragend besetzt, aber auch Oscar Isaacs (Poe Dameron), der in einer Nebenrolle auftaucht, weiss richtig gut zu gefallen. Das Buch stammt von den Coen Brüdern, was dem Film an jeder Story-Ecke anzumerken ist. Obendrein haben wir die feine Alexandre Desplat Musik mit ihrer Vorstadtfröhlichkeit und Herrmann-esquen Dramatik, die eher verdient gehabt hätte in die Oscaranalen zu treten als sein Siegerscore THE SHAPE OF WATER.
Erscheinungsdatum: 21.3.2018
Wenn Eric Tolendano und Olivier Nakache als Regisseure auftauchen, erinnern sich die ein oder anderen möglicherweise an den grossen Erfolge mit LES INTOUCHABLES. In C’EST LA VIE lassen die zwei Filmemacher eine Hochzeit zu einem mittleren bis grossen Chaos werden: Unglücklich Verliebte, ein ziemlich chaotisches Catering-Team, ein unterforderter Fotograf, der alles andere als ein Freund der ständigen Smartphoneklickerei ist und ein Bräutigam, der zur Kategorie der „A…loch Mitmenschen“ zählt. Ein vergnüglicher Film, der allerdings nicht an das Einspielergebnis des Vorgängers heran reichte und mit 116 Minuten zudem ein wenig zu lang geraten ist. Schon LES INTOUCHABLES war kein Schenkelklopfer und schon da war das ein und andere Minütchen zu lang geraten, doch profitierte dieser von kleinen Spitzen und Schmunzlern, die es auch in C’EST LA VIE gibt, einige versteckter, andere offensichtlicher. Eine der gelungensten Figuren ist die des Sängers James (Gilles Lelouch), der anstelle des eigentlich engagierten DJs auftritt und in einer frühen Szene ein Lied von Eros Ramazotti zum Besten gibt nur um vom alles kontrollierenden Bräutigam darauf hingewiesen zu werden, dass er doch gar kein Italienisch gesungen habe, worauf James erwidert, es sei eben ein alter süditalienischer Dialekt.
Erscheinungsdatum: 23.5.2018
Eigentlich wollte ich nach dem schäbigen BLACK PANTHER dem Marvel Universum endgültig eine Absage erteilen, doch Steve (nicht verwandt mit Steve Rogers/Cap America…) meinte ich solle dem neusten AVENGERS Abenteuer INFINITY WAR doch eine Chance geben. Er hatte nicht unrecht damit. Auch wenn wieder eine Unmenge an CGI-Effekten und Actionsequenzen die alten Augen trüb haben werden lassen, so hat der Film doch eine grosse Portion an richtig gesundem Humor und mit dem von Josh Brolin, naja, verkörpert/dargestellten Bösewicht Thanos einen richtig Guten, weil nicht Langweiligen und durchaus Komplexeren als auch schon. Das gefällt. Da verzeiht man durchaus den ein oder anderen Ausrutscher und die Auftritte eines SPIDER-MANs oder ja, eben, BLACK PANTHERs. Der Film schliesst übrigens fast nahtlos an das letzte, ebenfalls erfreuliche THOR Abenteuer an und es ist bestimmt nicht falsch, wenn man den letzten CAPTAIN AMERICA: CIVIL WAR ebenfalls gesehen hätte. Ohne diese „Vorkenntnisse“ werden einige Verbindungen und In-Jokes nicht wirklich funktionieren. Auf der Haben-Seite kommt ausserdem ein feiner Alan Silvestri Score zu stehen, auch wenn viel wall-to-wall Scoring herrscht. Immerhin sind Themen und Motive und ein verdammt gutes Handwerk vorhanden. Schade ist die Langversion der Filmmusik bisher nur auf itunes und ähnlichen Onlineanbietern zu kriegen und nicht auf einer Doppel-CD.
Erscheinungsdatum: 21.8.2018