Three Billboards Outside Ebbing, Missouri

Mit THREE BILLBOARDS OUTSIDE EBBING, MISSOURI (2017) gelang Regisseur Martin McDonagh ein hervorragender Film. Nicht, dass man sich nach dem Sehen des Films essentielles neues Wissen angeeignet hätte, aber das Spiel von Frances McDormand, Woody Harrelson und Sam Rockwell, aber auch von der weiteren Besetzung, berührt und amüsiert enorm. Die porträtierten Personen und ihr Aufeinandertreffen im Südstaaten-Kaff Ebbing bringt einem zum Lachen und zum Weinen zugleich. Die effektvolle Arbeit mit einfühlsam aufgezeigten Kontrasten – auf exzessive Gewaltausbrüche folgen fragile Einblicke in seelisch verletzte Charaktere – verstärkt die einzelnen Erzählelemente ungemein. Hierzu trägt auch der Musikeinsatz von McDonagh bei. Jedes Stück scheint akribisch genau gesetzt und ausgewählt worden zu sein – obwohl mit einer Auswahl an Folk-Songs, Cover-Versionen und auch einer Opern-Arie eine grosse Bandbreite an Musikstilen zum Einsatz kommt, fügt sich jeder Beitrag im filmischen Kontext hervorragend ein. Hierzu kommt die Filmmusik von Carter Burwell, die ebenso intim wie stampfend die Figur Mildred, gespielt von Frances McDormand, portraitiert.

Mit Blick auf die Filmmusik von Carter Burwell muss festgehalten werden, dass seine Musik von der Albumpräsentation leider nicht profitieren kann. Während Score und Songs im Film stimmungsvoll miteinander einhergehen, «zertreten» die meisten Songs die von Burwells Score geschaffene Atmosphäre beim Hören des Albums in den heimischen vier Wänden innert Sekunden. Das ist sehr schade und weshalb keine separierte Programmierung von Score und Songs auf dem Album vorgenommen wurde, ist nicht verständlich. Burwells Musik nimmt auf der CD rund die Hälfte der Spielzeit ein. Mit oftmals kurzen Kompositionen gelingt ihm das Einfangen der Emotionen, die Mildred umgeben, in beachtlicher Intensität – trotz, oder gerade wegen, kleinem Ensemble. Das Eröffnungsstück «Mildred Goes to War» ist eine intime Gitarren-Ballade geworden, die in Bezug auf Orchestration gänzlich unspektakulär daherkommt, aber einem sogleich ins Ohr geht und nicht mehr loslässt. Die Trauer, Enttäuschung und brodelnde Wut von Mildred schwingt aus jeder Saite. Damit ist das Thema mit jenem von Gustavo Santaolalla für BROKEBACK MOUNTAIN (2005; Oscar-gekrönt) zu vergleichen. Auch hier wurde mit Solo-Gitarre ein erschütterndes Thema präsentiert, das schon nach dem ersten Hören in Erinnerung blieb.

Dieses anfangs präsentierte Thema zieht sich im Anschluss als roter Faden durch den Score. Burwell sagte hierzu in einem Interview: «Ich beschloss, mich nur auf Mildred zu konzentrieren – den Film aus ihrer Perspektive zu sehen und das Spiel so zu spielen, wie sie es sieht. Wenn sie im Krieg ist, wird ein Stampf-und-Trommel-Marsch gespielt. Wenn sie über ihren Verlust nachdenkt, ist es eine gefühlvolle Gitarrenballade. Es gibt auch eine Melodie für den Tod, der nie weit weg ist.» Obwohl damit der Fokus klar auf diesem Thema liegt, ist der Score nicht monothematisch, aber die Ideen abseits von «Mildred’s Theme» vermögen nicht einen so starken Eindruck zu hinterlassen.

Fazit: Innert relativ kurzer Zeit sind von Carter Burwell letztes Jahr gleich drei neue Arbeiten erschienen. THREE BILLBOARDS, WONDERSTRUCK und GOODBYE CHRISTOPHER ROBIN. Ein sehr eindrückliches Trio. Während THREE BILLBOARDS mit Abstand die zurückhaltendste Filmmusik aus diesem 2017-Reigen geworden ist, ist sie dennoch die eindrücklichste. Schade, dass der Score und die Songs auf dem Album nicht separiert wurden, aber das kann man ja zum Glück auch selber lösen.

Basil, 8.5.2018

THREE BILLBOARDS OUTSIDE EBBING, MISSOURI

Carter Burwell

Varèse Sarabande

44:09 Min. /19 Tracks