Nach dem Riesenerfolg mit ROMANCING THE STONE bestand das Studio auf eine sofortige Fortsetzung und da Douglas wie auch Turner vertraglich gebunden waren, war auch die Besetzung wieder die alte, inklusive Danny DeVito. Nur Regisseur Robert Zemeckis liess sich nicht umstimmen und drehte, weitaus erfolgreicher, BACK TO THE FUTURE. THE JEWEL OF THE NILE war immer noch ein anständiger Hit (Kathleen Turner und Michael Douglas aber waren immer noch heisse Publikumsmagnete), vor allem in den USA, wenn auch deutlich hinter der Spielberg Produktion. Der Shoot verlief holprig. Wetterkapriolen, teure Sets und wie Douglas bemerkte: „Dreht man im Dschungel, wie bei ROMANCING, hat man immer etwas um das Bild zu füllen. Die Wüste hingegen ist einfach leer…“.
Auf der letzten Seite im CD-Booklet steht „Music composed and conducted by Jack Nitzsche. Das „composed“ lasse ich gelten, aber wenn Nitzsche hier etwas dirigiert hat, dann höchstens sich selber, denn THE JEWEL OF THE NILE ist schlichtweg Elektronisches, das so ungefähr, und ich betone ungefähr, klingen soll wie ein Orchester. Genau das tut es nicht, denn 1985 war die Technologie trotz Fairlight & Co. einfach noch nicht in der Lage wirklich nach lebendigem, atmendem und einigermassen gut klingendem Instrumentenersatz zu klingen. Heute ist es teilweise schon schwieriger geworden bei gewissen Instrumentengruppen einwandfrei zu erkennen, ob da nicht auch noch was aus der Samplebibliothek dabei ist, obwohl nach wie vor klar gilt, ein 80 Mann Sinfonieorchester ist nicht ersetzbar. So manch ein Versuch ist schon gescheitert und ganz ehrlich: Hoffen wir nicht alle, dass es dabei bleibt?
Auf die Musik einzugehen ist schwierig, weil das Ersatzorchester einfach unattraktiv und billig klingt. Stellen, die Action und Spektakel vermitteln sollten, also wenn Blechbläser zu hören wären, tönt es so leer wie Douglas die Wüste empfand. Fade und kläglich, und man müht sich ab dem Score irgendwas Gutes abzugewinnen. Aber selbst mit den „arabisch/persisch“ klingenden Elementen („The Boat Blew Up/Arrival in Africa“, „Joan in Omar’s Palace“) gelingt hier kaum ein Stich. Einzig wenn das E-Piano Joan Wilder begleitet oder Nitzsche den Zeitgeist der Mitte 80er in „Jet Chase“ einfliessen lässt, geht das gerade noch so. Alles in allem sind diese 45 Minuten eine Zumutung und wäre da nicht noch der von Billy Ocean interpretierte Hitsong „When the Going Gets Tough“, die CD wäre der komplette Totalausfall.
Alles in allem ist THE JEWEL OF THE NILE eine herbe Enttäuschung. Selbst ROMANCING THE STONE, auch kein erfüllender Ausbund an Dynamik, gefällt besser. Enttäuschend ist, dass Quartet Records in keiner Zeile etwas zu Nitzsches Elektroorchester schreibt – es sei denn ich hätte dieses unbewusst überlesen. Ein Rätsel weshalb dem so ist, denn auch der blutigste Filmmusikanfänger hört hier was Sache ist und zwar ganz sicher kein „Conducted by“. Also, wenn man hören will wie ein synthetischer, sauber durchkomponierter Score aus der Zeit klingen sollte, ist RUNAWAY von Jerry Goldsmith ein gutes Beispiel dafür. Dann aber hat Goldsmith auch nie versucht, so zu klingen als ob. Nitzsches Filmmusiken waren nie einfach und leicht zugänglich, dennoch gibt es Beispiele wie CUTTER’S WAY, ebenfalls bei Quartet Records erschienen, die mehr Freude bereiten als dieses „Werk“.
Phil, 12.4.2018
THE JEWEL OF THE NILE Jack Nitzsche Quartet Records 45 Min. / 25 Tracks
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