Zwei Jahre nach dem (zu Unrecht) wenig erfolgreichen Clockwise feierte Ex-Monty-Python John Cleese 1988 mit A Fish Called Wanda den grössten Triumph seiner Karriere, was zweifellos damit zu tun hat, dass er als Autor, Produzent und Hauptdarsteller praktisch alle Fäden in der Hand hielt. Dank Veteran Charles Chrichton im Regiestuhl vereinigen sich hier die Merkmale der stilvollen, klassischen Ealing-Komödien mit dem schwarzen, respektlosen Monty-Python-Humor. Im Zentrum des Plots steht ein Juwelenraub, und den Beteiligten ist jedes Mittel recht, die anderen über’s Ohr zu hauen, um in den alleinigen Besitz der Beute zu gelangen.
Der bis in die kleinsten Nebenrollen durchdacht besetzte Film profitiert vor allem von einem dynamischen Hauptdarsteller-Quartett, das die Mentalitätsunterschiede von Engländern und Amerikanern köstlich auf die Schippe nimmt: nebst Cleese, der sich die ungewohnte Rolle des romantischen Liebhabers auf den Leib schrieb, glänzen die mit allen Wassern gewaschene Jamie Lee Curtis als Wanda, die ihre Verehrer nach Belieben manipuliert, und Michael Palin als stotternder Tierfreund Ken. Ihnen allen die Show stiehlt indessen Kevin Kline als Otto. Er spielt den Part des ebenso cholerischen wie trotteligen, Nietzsche lesenden amerikanischen Geheimagenten (oder was auch immer) sowohl physisch, als auch mimisch und vokal in solch einer Perfektion, dass er dafür völlig zu Recht einen der raren Oscars für eine Komödienrolle in Empfang nehmen durfte.
Mit John Du Prez (Geburtsname: Trevor Jones) wurde für Wanda ein Mann verpflichtet, der schon verschiedentlich mit Monty Python und dessen Mitgliedern zu tun hatte (u.a. The Life Of Brian, The Meaning Of Life, Time Bandits). Als nicht wahnsinnig produktiver Filmkomponist steht es diskografisch sehr schlecht um ihn bestellt; meines Wissens ist Wanda bisher sogar sein einzige Score, der mehr oder weniger vollumfänglich veröffentlicht wurde.
Fast schon bedauerlich, wenn man bedenkt, mit welch sicherem Instinkt er hier auf dem schmalen Grat zwischen Ernst und Klamauk wandelt. Weder verfällt er Slapstick oder mickey mousing, noch nimmt er sich in der bewusst überzeichneten Dramatik allzu ernst. Und trotz einer kruden Mischung aus Akustik- und E-Gitarren, wummernden Bässen, discoartigen Streichern, Opernklängen und Knabenchor wirkt nichts deplaziert und hat eine beinahe zeitlose Qualität, klingt zumindest weit weniger datiert als so manches aus den 1980er-Jahren.
Im Main Title etablieren sich bereits ein paar wichtige Hauptthemen: Noble Fanfaren für die englische Upper Class, die perkussive, vorwärtstreibende Robbery/Assassination/Chase-Musik sowie mit dem zaghaften Liebesthema das prominenteste Motiv, vorgetragen von niemand Geringerem als John Williams (nein, nicht der Komponist) auf seiner Akustikgitarre. Während dieses Liebesthema meist melancholischer Stimmung ist, gibt es noch andere Motive in ähnlicher Gemütslage. George Arrested ist so ein Beispiel, oder das viel zu kurze Ken’s Sadness mit einer seufzenden, von Harfe begleiteten Oboe.
Temperamentvoller geht es in Sword Ballet und Humping zu und her. Die bizarren Liebesrituale von Wanda und Otto untermalt Du Prez mit waldhorngeschwängerten Klängen wagner’schen Ausmasses. Und in Chase (1) darf Williams abseits des Liebesthemas mal mit ein wenig mehr Schmackes in die Saiten greifen.
So symphatisch dieser Score auch ist, leidet er ein wenig unter vielen kurzen Tracks und der fragwürdigen Entscheidung, die CD mit den End Title’s (wo sich zunächst ein Saxophon des Liebesthemas annimmt) zu eröffnen. Doch glücklicherweise erbarmte sich irgend eine gute Seele des leidenden Filmmusikhörers und stellte aus dem Material eine exzellente, viertelstündige Suite zusammen, die gegen diese Kritikpunkte gefeit ist. Sie sorgt für einen versöhnlichen Abschluss und schiebt denn auch die Bewertung noch ein wenig nach oben.
A FISH CALLED WANDA John Du Prez Milan CD CH 376 42:02 Min. / 21 Tracks
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